Durch Facebook-Livestreams konnten wir seit Start der Corona-Pandemie im März 2020 unseren Lieblings-DJs nahe sein. Doch Facebook legt wenig wert darauf, dieses Modell zu fördern.
Als Corona die Clubs in die Knie zwang, gehörten Livestreams auf Facebook, Youtube und Twitch zum Pandemie-Durchhalteprogramm. Die Streams ermöglichen bis heute, frische Releases der Lieblingskünstler in die eigene Wohnung zu bringen. Dazu gibt es ein wenig das Gefühl zurück, den DJ direkt vor einem zu haben, ihn sehen zu können, ihm nahe zu sein.
Auf Facebook, einer der beliebtesten Plattformen für Streaming, könnte damit bald Schluss sein. Am 01. Oktober 2020 ändert das Soziale Netz von Marc Zuckerberg seine Nutzungsbedingungen. Und diese werden für Musiker bissiger gestaltet als zuvor. Was schon heute schlecht funktioniert, könnte dann Geschichte sein.
Denn Livestreams von DJs auf Facebook sind im Grunde genommen schon jetzt nichts anderes als eine Aneinanderreihung von Urheberrechtsverletzungen. Viele der gespielten Songs sind eben nicht geistiges Eigentum der DJs. Beim Streaming werden auf Facebook keine Gebühren für die Fremdnutzung abgeführt. Große Labels blocken daher schon jetzt mit einer Musiksoftware Livevideos. Ab Oktober könnte das nochmals schlimmer werden.
In den angepassten Musik-Nutzungsbedingungen für Oktober 2020 nimmt Facebook Livestreams ganz gezielt unter die Lupe:
„We want you to be able to enjoy videos posted by family and friends. However, if you use videos on our Products to create a music listening experience for yourself or for others, your videos will be blocked and your page, profile or group may be deleted. This includes Live.“
Facebook positioniert sich damit sogar textlich klar dafür, dass überwiegend Familieninhalte gepostet werden. Und das ist beim Streaming eben im seltensten Fall der eigene Bruder, der einen Techno-Stream für seine Geschwister anbietet.
Bereits jetzt warnt Facebook bei Livestreams während des live gestreamten Videos, dass gerade Fremdmaterial verwendet wird. Der Streamer hat dann die Möglichkeit, den Track schnellstmöglich zu wechseln. Anderenfalls bricht der Stream ab. Facebook stellt dann einen neuen Stream ein. Auch nachträglich werden Tracks, die gegen das Urheberrecht verletzten, stumm geschalten. Und das, obwohl die Musik vom Macher selbst gespielt wurde. Dahinter steckt Software, die natürlich nicht weiß, ob die Musik vom Ersteller gespielt wird oder eben von einem DJ, der davon lebt, Material seiner Lieblingstracks einem neuen Publikum zu präsentieren.
Facebook: DJ-Kunst wird damit ad absurdum geführt
Da die ureigentliche Idee eines DJs darin besteht, Fundstücke seiner Musiksammlung zu präsentieren, wird die Idee des DJs ad absurdum geführt. Der DJ als Selektor hat auf der größten sozialen Medienplattform der Welt keinen Bestand mehr. Was noch funktionieren kann und wird: Produzenten, die zugleich DJs sind und auf Facebook lediglich ihre neuen und unveröffentlichten Werke zeigen – denn die werden im Regelfall noch von keiner Musiksoftware der Welt erkannt.