Der Münchener Artist Hutenberger bringt heute unter dem Namen “Ponolith” sein erstes Album auf den Markt. Wir sprachen mit ihm über Hardware, Live-Sets und die namentliche Bedeutung seines frischen Acht-Trackers.
Hutenberger entwickelt mit “Ponolith” den zeitgenössischen Techno wieder eine Spur weiter und setzt auf krachende Basslines und verständliche Melodiestücke. Nach einigen EPs wollte der bayerische Produzent direkt ein Album abliefern. Veröffentlicht wurde es am 10.08.2017 auf seinem Label NEUZEIT, das er mit Terz und Rafner betreibt.
Thomas, warum ist es jetzt ein Album geworden? Viele lassen sich mehr Zeit bis zum ersten Album!
Die längere Playtime eines Albums erlaubt einfach ein tieferes Eintauchen in die Klangwelt der Tracks. Ein Album kann auch mal eine Stunde lang am Stück laufen und den Hörer mit auf eine Reise nehmen. Eine EP ist dagegen eher für DJs gedacht und ein Format zum schnellen Durchhören. Mit einem Album, das eine reichhaltige Klangwelt darstellt, kann man neben der Musik auch anderen Kontext besser rüber bringen. Auch weil sich der Aufwand beim Drumherum für viele Tracks mehr lohnt als nur für wenige Tracks auf einer EP (z.B. Printmedien, Videos, Grafiken, …).
Ist es eine Compilation oder ein Konzeptalbum?
Definitiv ein Konzeptalbum! Wenn ich neue Tracks produziere, baue ich mir zunächst ein “Universum” an Sounds, aus dem die Tracks dann hervorgehen. Die besten Kombinationen dieser Sounds werden dann die Grundsteine des neuen Tracks. Die Idee einer eigenen Welt, in der die Tracks aus dem Universum “leben”, wollte ich in Form eines Konzeptalbums an die Hörer rüber bringen.
Mir macht es dann Spaß, auch mal in anderen Medien-Bereichen wie z.B. 3D-Animation aktiv zu sein. Gerade bei einem Album lohnt es sich dann, auch durch Grafiken und Videos die Klangwelt visuell auszubauen. So gibt es zu jedem Track ein eigenes animiertes Video, in dem das zentrale Element – der Phonolith – in einer anderen Umgebung zu sehen ist.
Und da wir auf dem Label schließlich machen können was wir wollen, haben wir hier natürlich alle Freiheiten ausgenutzt.
Phonolith heißt das Album: Was bedeutet das?
Für mich klingen die Tracks nach einer karstigen, steinigen Welt, die an sich aber auch Schönheit zu bieten hat. Alle Tracks sind nach Gesteinen benannt, wobei der Phonolith im Deutschen auch als “Klingstein” bezeichnet wird, da er beim darauf schlagen einen hellen Ton von sich gibt.
Ein Motiv aus der Natur fand ich sehr passend für das Album, da so ein Motiv wertungsfrei ist und keine besondere Message nach außen trägt. Die Welt ist einfach schon so voll mit Messages und Meinungen, da tut es einfach mal gut, nur Sound und sonst nichts um sich zu haben. Ich finde, ein wertungsfreies Thema lässt da die Interpretationsfreiheit mehr beim Hörer und hilft dabei, sich mehr auf den Klang zu fokussieren.
Alles was ich im Studio produziere, hat zunächst mal einfach nur eine Nummer als Namen. Ich möchte meine Musik möglichst ohne ein Sinnbild oder eine Message nach außen tragen, und das hilft mir beim kreativ sein.
Warum hast Du ein zusätzliches Remix-Album machen wollen?
Da die acht Original-Tracks einerseits klanglich gut zusammen passen, aber auch schon über einer Stunde Spielzeit bieten, fanden wir es gut, die Remixes auf einen separaten Release auszulagern. Sonst wäre der Release einfach so voll geworden, dass die letzten Tracks vermutlich nicht mehr viel gehört werden. Die Remixer, die hier durch die Bank weg sehr solide Tracks abgeliefert haben, haben wir bewusst aus unterschiedlichen Stilrichtungen ausgewählt, um mehr Vielfalt auf das Album zu bringen und auch den ein oder anderen Hörer aus einer anderen Ecke des Techno abzuholen.
Welche Hardware hast Du für das Album benutzt?
Die Grundlage der Tracks hat meistens analogen Ursprung. Meine Favoriten hier: Dreadbox Murmux, Korg Minilogue, und diverse Schaltungen, die ich mir zum Ausprobieren auf dem Steckbrett selber baue. Danach geht’s am Rechner in Ableton Live weiter, weil das für mich das perfekte Tool ist, um die Tracks im Detail auszuarbeiten und an den Feinheiten und Übergängen zu feilen. Dort geht’s dann natürlich rein digital zur Sache. Gerade der erste Track “Morb” verwendet als Stilelement einen Bitcrusher sehr exzessiv. Das ist so ziemlich das digitalste was man in der Signalverarbeitung so machen kann. Durch die Arbeit am Laptop kann ich auch unterwegs sehr gut an der Musik weiterarbeiten und “verliere” damit weniger Zeit auf der Straße.
Warum spielst Du live mittlerweile nur noch ein Hardware-Set ohne Ableton?
Einmal natürlich der Klang. Ich habe sowohl digitale als auch rein analoge Klangerzeuger und Effekte mit dabei. Was mit analoger Klangerzeugung nicht möglich ist, machen dann die digitalen Maschinen. Hier macht es einfach die Vielfalt aus! Ein Live-Set rein mit Maschinen ist auch deswegen reizvoll weil man keinen Bildschirm hat, auf den man schauen kann. Da ist wie auch beim DJing der Bezug zu den Leuten dann viel direkter, man achtet viel mehr auf den Sound, und die Regler und Knöpfe sind die einzige Orientierung. Ich würde lügen, wenn ich sage, dass ich schon jemals ein “fehlerfreies” Set gespielt habe. Und genau das macht es so interessant, denn gerade weil man auch leicht mal die Kontrolle verliert passiert auch mal etwas unerwartetes. Da schleicht sich eine neue Note in ein Pattern, oder eine Sequenz spielt mit anderer Geschwindigkeit ab, oder ein Effekt entgleist dir weil man einen Regler ein winziges Stück zu weit gedreht hat. Oft klingt das aber gar nicht schlecht und es macht dann um so mehr Spaß, aus der Situation heraus den Track völlig anders zu spielen als sonst. Außerdem kann ich im Live-Set die Breaks beliebig lange und beliebig intensiv ausweiten, mehr oder weniger Melodie in die Tracks einfließen lassen, harmonisch oder experimentell spielen – je nach Lust und Laune.