Vantanoir vom Kollektiv Lichterloh aus München steuert Traktor via VR-Brille und VR-Controller in seinen Händen. Wir haben mit ihm über die Idee und ihre Nachteile gesprochen.
Im Gegensatz zu anderen DJs ist er in seiner Welt allein. Er sieht eine grafische Oberfläche, während hinter seiner Brille die Menschen tanzen. Mit zwei Controller in den Händen und seiner Brille steuert Vantanoir das Programm Traktor. Damit ist er der erste Mensch der Erde, der diese Auflegetechnik anwendet.
Felix, warum wolltest Du Dich in diese kleine VR-Welt beim Auflegen begeben?
Ich finde es immer spannend etwas Neues auszuprobieren. Ich war vor einem Monat in Barcelona und habe eine Ausstellung von Björk (Björk Digital) gesehen, die mich sehr inspiriert hat, etwas in dieser Art zu machen, also mit VR und Musik.
Bist Du ein Technikgeek, der sich auch außerhalb des Auflegens mit der Brille beschäftigt?
Ja kann man so sagen. Ich finde es mega spannend was in diesem Bereich gerade passiert und was für Möglichkeiten entstehen. Ich bin ja hauptberuflich Regisseur, habe mich aber schon immer für Visuals und Auflegen interessiert. Dies aber immer als Gesamtkonzept. VR und Augmented Reality schaffen jetzt eine ganz neue Ebene. Klar, es steckt alles noch in den Kinderschuhen aber die Möglichkeiten allein für Visuals im AR-Bereich werden verrückt. Oder Kunst. Ich bin schon immer mit Kunst aufgewachsen, weil mein Vater Maler ist. Am ersten Tag als ich die VR-Brille bekommen hatte, habe ich ihn gleich damit malen lassen. Das war sehr lustig!
Wenn ja, was machst Du damit?
Die meisten Menschen denken wohl an Spiele oder VR-Filme, also neue Welten entdecken. Ich muss sagen, dass mich die Technik in diesem Bereich noch nicht vollkommen überzeugt hat, aber das wird sie bestimmt noch. Was den kreativen Teil angeht und das Potenzial was darin steckt, bin ich voll und ganz begeistert. Jetzt kommen immer mehr Programme im 3D Sculpting Bereich auf den Markt, was super cool ist. Du kannst deine eigenen Modelle machen, die dann animieren und z.B. zu Visuals verarbeiten oder drucken lassen. Im musikalischen Bereich ist es auch sehr interessant für z.B. DAWs und VST-Instrumente.
Was ist die Technik dahinter?
Gespielt habe ich mit der HTC Vive als Brille und Controller. Die Software heißt Soundstage und ist eine Art DAW, die aber auch Midi ausgegeben kann. Damit habe ich mir Controller gebastelt und per Midi dann Traktor von Native Instruments kontrolliert.
Wer hat das programmiert?
Das war Logan Olson. Soweit ich weiß, ist der aber zu Microsoft gegangen und entwickelt das Programm nicht weiter.
Fehlt Dir nicht der Kontakt zum Publikum? Du bist ja völlig abgeschottet.
Haha, oh ja, das war wirklich seltsam. Als ich zuhause geübt habe, war das ganz anders. Da ich die Kopfhörer die ganze Zeit aufhatte, habe ich auch nichts vom Raum gehört, geschweige denn von den Leuten. Das Ganze ist für mich auch eher ein Experiment, eine Show. Denn den Kontakt zum Publikum empfinde ich als DJ extrem wichtig! Ich finde es gibt nichts schlimmeres als einen gelangweilten DJ, der nicht auf sein Publikum achtet. Aber in der Zukunft denke ich, dass man mit AR-Headsets coole Sachen machen kann, z.B. ganz normal auflegen und nur Effekte oder Visuals mit Gesten steuern.
Was würdest Du für Konsequenzen daraus ziehen, wenn der Raum auf einmal leer ist und Du es gar nicht mitbekommst?
Das habe ich kurzeitig auch gedacht und war echt froh als es nicht so war. Für mich ist es ein Experiment und ich werde noch weiter daran arbeiten.
https://soundcloud.com/user-620095708/vantanoir-moonblood-mix