Trap10 bringen rhythmusbasierten Techno vom Münchener Westend in die Welt. Hinter dem Projekt stecken der IWW-Act Fabian Hansen und sein Mitbewohner Janis Andreas, die nach dem Zusammenzug in eine Vier-Mann-WG mit dem gemeinsamen Schrauben am Sound starteten. Vor zwei Jahren war das – mittlerweile erschien die Debütplatte „Westside“ auf dem Mojuba-Sublabel A.R.T.less und das Live-Set steht auch schon.
So startet wohl fast jedes erfolgreiche Projekt in den Kinderschuhen. Fabian Hansen, 25 Jahre alt und gebürtiger Münchener und sein Kollege Janis Andreas, 26 Jahre alt, arbeiten beide Fulltime. Schnell stellen sie fest, dass ihnen der rege Austausch über Tracks auf Skype nicht mehr genügt. Die Gemeinsamkeiten in Sachen Geschmack sind zu offensichtlich. Es folgt der Einzug in eine gemeinsame WG im Münchener Westend, ein Stadtteil der in der Arbeit des Duos immer wieder eine Rolle spielt. Fabian: „Ich hatte damals einen Juno 106, eine Drummaschine und ein Mischpult. Nach und nach wurde alles mehr. Janis hatte mehr Software“.
Das WG-Wohnzimmer wird zum Studio
Anfangs war sämtliche Technik noch in Fabians Zimmer untergebracht, was wohl Strahlungswerte wie bei einem kleinen Kraftwerk haben musste: „Mein Zimmer davor war ein Bett und die Geräte. Und ich habe quasi in den Kabeln geschlafen. Und dann gingen mir die Haare aus und ich dachte mir, jetzt müssen mal die Geräte raus (lacht)“. Das WG-Wohnzimmer wurde in Beschlag genommen, trotz zwei weiterer Mitbewohner: „Im Wohnzimmer war eh nie was, da stand eine Couch auf der nie jemand saß. Und jetzt haben wir alles da reingestellt und haben ein Homestudio.“
Preview der Trap10-Debüt-EP “Westside”:
An- und Verkauf für die richtige Technik
Wer Trap10 hört, denkt an US-beeinflussten House in Kombination mit maschinellen, analogen Rhythmussounds. Es ist Körpermusik mit mehr Melodie, als es beispielsweise das Berliner Trio FJAAK an den Tag legt. Um zu diesem Sound zu gelangen, verstärkte Janis das Studio mit einem weiteren Drumcomputer und einem Synthesizer. Dazu mussten diebeiden aber immer wieder einkaufen und verkaufen, bis letztlich die Sachen im Studio standen, die den Spaß und den gewünschten Sound brachten. Dahin zu kommen war nicht einfach, weiß Fabian: „Ich habe immer nach einem gewissen Sound gesucht und mit Software versucht, das zu erreichenn. Und dann habe ich mir doch einen Synthie gekauft und es war das drin, was ich gesucht habe und haben wollte. Das machte Sinn für mich.“
Analoge Instrumente als Zweck zum Jamen
„Es ist ein ganz anderes arbeiten mit analogen Geräten. Man stelle sich vor: Wir sitzen beide vor einem Computer. Da kann eben nur einer eine Maus bedienen. Zu zweit geht es gar nicht anders, als das aus analogen Jams zu entwickeln.“ Hier arbeitet Trap10 auf ganz eigene Art und Weise. Oftmals entstehen bei diesen Jams Videos, die dann unterwegs angehört werden. Ist eine Idee gut, wird weitergearbeitet. Dann macht eben einer die Chord-Melodie, der andere kümmert sich um die Drums. Zeit zum Produzieren ist allerdings immer rar, vor allem da in den vergangenen Monaten immer weiter am ersten Liveset gearbeitet wurden, dass mittlerweile sein Debüt feiern durfte. Eine Stunde lang Perfektion, die neben dem Computer auch aus zahlreichen analogen Komponenten wie einem Roland TR-9 schallert.
Fabian (Trap10): „Wir haben vor den Maschinen gegessen“
Aufwändige Vorbereitungen über Monate gingen voraus: „Das war eine intensive Arbeitszeit. Mit Job und Liveset vorbereiten. Einer hat gekocht, der andere hat schon vorbereitet. Da wurde dann schon mal vor den Maschinen und dem Bildschirm gefuttert. Das produzieren fehlt uns aber gerade“, sagt Fabian. Die Monotonie der Tage zehrt da schon mal an den Nerven. Arbeiten, Musik, einer kocht dann Schlafen. Da geht es vom arbeiten heim und dann ist Studioarbeit bis ein Uhr nachts angesagt. Janis: „Das ist aber nicht so schlimm, weil man kreativ arbeitet. Wir kommen ja nicht nach Hause und machen 6 Stunden lang Lohnabrechnungen. Wir haben Spaß“.
Kann jemand mal Trap10 zwei Beine brechen?
Als Janis vor einiger Zeit dann an der Schulter operiert wurde, gab es eine Hochphase für das Duo. Zwei Wochen zuhause, megaviel geschafft, „das war geil“. So bittet er süffisant: Wenn uns beiden jemand ein Bein brechen würde, um wieder zu produzieren, das wäre toll.“
Konstruktiver Streit um gemeinsame Nummern
Mittlerweile ist die EP „Westside“ schon sechs Monate her. Hier wurden Tracks aus der Anfangszeit der beiden Musiker veröffentlicht. Mojuba hatte für sein Sublabel A.R.T.less Tracks ausgewählt, die teils auch im auf Facebook veröffentlichten Liveteaser erschienen. Das Problem: Eines der Projekte war nicht mehr vorhanden. Fabian: „Ich habe mich quergestellt und hatte keinen Bock mehr auf die Nummer. Das Projekt war nicht mehr da und wir haben es nicht mehr so hinbekommen wie im Livevideo. Kriegt er einfach nicht, habe ich gesagt und ich fand ihn nicht mehr geil. Mojuba bestand aber darauf – letztlich wurde es die überwältigende A-Seite, der Repress der Platte erfolgt im Oktober. „Ich bin froh, denn man checkt es manchmal nicht mehr, was cool ist und was nicht cool ist“, bewertet Fabian den Schritt. Gestritten wird dabei schon auch mal. „Wir schreien uns schon mal an“, gesteht der Münchener und wird von seinem Musikpartner aber ergänzt: „Das ist immer konstruktiver Streit für die Sache“.
Um diesen Track (Radisc) ging es:
Kreative Partnerschaft für den Sound
Die enge Zusammenarbeit ist ungeachtet einer Freundschaft auch immer etwas, wie eine kreative Partnerschaft. Während sich Janis um die Grundideen der Tracks kümmert, ist Fabian für den Rhythmus verantwortlich. Und das schätzen sie an sich gegenseitig: Fabian über Janis: „ Ich mag seine Verlässlichkeit. Und der Janis hat einen guten Geschmack und hat gute Ideen.“ Janis über Fabian: „Dann ist es aber auch tatsächlich so, dass wenn ich eine gute Idee habe die Umsetzung des Grooves komplett bei Fabi liegt. Das würde ich nie so hinbekommen.“
Trap10 stecken über ihre nächste EP bereits in Labelverhandlungen.