Wie tief die Gräben zwischen Israel und Ägypten offenbar noch sind, zeigt sich in der Ablehnung eines Künstlers mit ägyptischen Wurzeln gegenüber seinem israelischen Branchenmitstreiter.
Wie der DJ und Produzent Yotam Avni aus Tel Aviv auf seiner privaten Facebookseite öffentlich postete, wolle der DJ Raxon nicht mit ihm auf einem Release in Erscheinung treten. Das Ganze spiele sich wohl auf einem deutschen Label ab.
Yotam Avni: Raxon weigert sich, auf einem gemeinsamen Release zu erscheinen
Seiner Aussage nach möchte Ahmed Raxon, der seit Jahren erfolgreichen Techno auf Cocoon, Drumcode oder Kompakt veröffentlicht, nicht auf einem Release mit ihm erscheinen. Yotam Avni gab Informationen weiter, wonach sich Raxon “weigere”. Und weiter: “Das sei so traurig, dass es schon wieder lustig sei. Oder eben so lustig, dass es traurig sei.”
Während Raxons Eltern aus Ägypten stammen ist Yotam Avni gebürtiger Israeli mit Wohnort in Tel Aviv. Doch warum kann das nicht zusammenpassen? Dazu gibt es an dieser Stelle eine deutsch-französische Analogie und Basiswissen zum Yom-Kippur-Krieg.
Was steckt hinter dem schlechten Verhältnis?
Stellt euch vor, ein französischer Künstler verweigert die Zusammenarbeit oder das Erscheinen auf einer gemeinsamen Platte, weil der andere Künstler aus Deutschland ist. Schließlich befanden sich beide Ländern in den 40-Jahren im größten Krieg der Menschheitsgeschichte. Während Deutschland und Frankreich gerade in der elektronischen Musikszene ein heute schwesterliches oder brüderliches Verhältnis pflegen, sieht das bei Ägypten und Israel offenbar anders aus.
Sechs-Tage-Krieg als Teil des immer noch schwelenden Nahost-Konflikts
Beide Länder lagen in den 1970ern sechs Tage im militärischen Clinch. Daran beteiligt war auch Syrien und weitere arabische Staaten, die Israel ins Visier nahmen. Er startete – und das ist auch heute noch ein großes Thema für alle Juden in Israel – am höchsten jüdischen Feiertag. Am Jom-Kippur griffen Ägypter und Syrer deren Land an.
Der Yom-Kippur-Krieg war nur eines der Gefechte des bis heute schwelenden Nahost-Konflikts. Einige Jahre zuvor hatte Israel einen Teil von Syrien erobert.
Musikalisch ist der so lange schwelende Grabenkampf eine große Schande. Israelische DJs dürfen bis heute nicht in einige Länder der Welt einreisen. Ein Auftritt in Beirut wäre für einen DJ aus Tel Aviv beispielsweise undenkbar. Dabei hätten Raxon und Yotam Avni, beide für ihren rohen Retro-Techno mit futuristischen Elementen bekannt, so gut zusammengepasst.