Berlin ist ohne jeden Zweifel die Technometropole dieser Welt. 40 Prozent aller städtischen Touristen stürzen sich ins Nachtleben, besuchen Clubs wie das Kater Blau, das Watergate oder nicht zuletzt das Berghain, das seines Zeichens als der bekannteste Club der Welt gilt.
Möglich macht diesen Tourismus eine relativ lockere Auffassung der Stadt, wenn es um Sperrzeiten geht. In der Hauptstadt können Clubs tagelang am Stück öffnen – zur Freude der feiernden Bevölkerung. Mittendrin ist Stil-Vor-Talent-Labelboss Oliver Koletzki. Er hält in einem Interview mit der Morgenpost das Berghain für wichtiger, als würde Google in einen Campus in der Stadt investieren. „Die Millionen Touristen, die jedes Jahr nach Berlin kommen, die kommen ja hierher wegen des Berghains, des Nachtlebens – nicht irgendwie wegen Google.“, sagt Koletzki, natürlich mit dem Wissen, dass er als Profiteur des Nachtlebens natürlich mitverdient. Er bezeichnet elektronische Musik aus Berlin mittlerweile als Marke. „Berlin steht für qualitativ hochwertige Musik, die am Puls der Zeit ist. Du bist gern gesehen auf der ganzen Welt. ¬Berlin, das ist für viele der heiße Scheiß.“
Ist Techno nur Kommerz?
Natürlich habe sich laut Koletzki das Nachtleben professionalisiert. Höhere Eintrittspreise, wahnsinnige Sound- und Lichtsysteme, Millionenumsätze. Also alles nur Kommerz? Koletzki hält dagegen: „Also das kann ich wirklich überhaupt nicht verstehen. In den 90er Jahren da war Marusha, da war Westbam in den ganz normalen Top Ten. Marusha auf Eins, Westbam auf zwei und die ganzen anderen Freaks auf drei und vier. Die haben so viele CDs verkauft, die haben Millionen verdient – das waren alles Millionäre. Und heute soll Techno kommerziell sein? So ein Unsinn.”
Ein Club sollte wie ein Theater behandelt werden
Und dennoch hat auch die Metropole der elektronischen Musik dieser Welt Probleme. Steigende Mieten macht es für Clubs schwieriger, sich über Wasser zu halten. Hier fordert Koletzki mehr Unterstützung aus dem Kulturtopf der Stadt. „Die ganzen kulturellen Einrichtungen in Berlin, die werden subventioniert ohne Ende, die Oper, die Komische Oper, das Staatstheater – mit über 200 Millionen Euro im Jahr. Das finde ich auch gut. Aber warum wird da so ein Unterschied gemacht?“
Finanziell belastete Kultureinrichtungen, wie beispielsweise das Watergate am Spreekanal, sollten ebenfalls einen Teil des Topfes erhalten. Denn hier werde schließlich auch Kunst gemacht – ganz ähnlich wie im angrenzenden Theater.