Mittlerweile ist sogar seine Facebook-Seite offline: Der britische DJ und Produzent Dax J sorgte, nachdem er auf dem Orbit-Festival ein Sample eines islamischen Gebetsruf spielte, für einen Eklat und erhält Morddrohungen muslimischer Glaubensanhänger.
Zusammen mit DVS1, La Fleur und Radio Slave spielte der in Berlin lebende DJ am 01. April in der tunesischen Stadt Nabuel auf dem Orbit-Festival. Mit einem Track, der ein Sample des Adhan, einem muslimischen Gebetsruf, beinhaltete, versetze er die islamische Welt in Aufruhr. Mittlereweile wurde Dax J von einem Gericht zu einem Jahr Haft in Abwesenheit verurteilt. (Update vom 07. April)
Todesdrohungen auf Facebook und Twitter
Dax J entschuldigte sich am Montag umgehend auf seiner Facebook Seite. Er wollte niemanden beleidigen oder verärgern. Allerdings löste der Post eine Hasstirade aus, die auch in Morddrohungen gipfelte, woraufhin der Brite seine Facebook-Seite und den Twitter-Account schloss.
Club musste ebenfalls schließen
Aufgrund des Vorfalls haben auch die tunesischen Behörden reagiert und den El-Guitone-Club wegen Verletzung der guten Sitten und Erregung öffentlichen Ärgernisses geschlossen. Zudem wurden Ermittlungen eingeleitet und der Manager des Clubs in Untersuchungshaft gebracht.
Veranstalter zeigt Verständnis für die beleidigten Besucher
Das Orbit-Festival weißt in einem Statement auf die Problematik hin, aber auch, dass sie nicht für die Musik eines Künstlers verantwortlich seien und daher keine Verantwortung übernehmen. Allerdings seien sie ebenso überrascht gewesen wie die Gäste.
“Wir haben reagiert und Dax J hat versucht, schnell einen anderen Track zu spielen.”
Weiter heißt es, dass Dax J den Track zuvor auch in Europa gespielt hat und nicht wusste, dass er für ein muslimisches Publikum verletzend sein könnte.
Den für Autor Marco immer noch besten Beitrag zu dieser Debatte liefert Joseph Capriati unter dem Facebook-Post eines Artikels zu genau jenen Thema, der eigentlich alles dazu sagt:
“I think that if you are a producer and if you use a vocal sample you should first understand what it says. It could happen to many DJ’s to don’t recognize a sacred and religious prayer in a track and play it out without knowing to really offend people. It could be ok for some people hearing it, or could cause troubles in others. World is various and we can’t really believe in change it all with our music, but better to make sound electronic music as a religion for people who consider it a religion, as for who doesn’t understand it could just sound as a Taboo. Best way in my opinion is to never mix real prayers with our music culture, and if you want to produce a track with some spiritual meanings there are lot of different ways to give it a sense. Sad for what happened to Dax, I’m sure was not his intention to offend anybody as Techno is a way to unite people and spread the worlds peace out.”
Auch Midas 104 schaltete sich in die Diskussion ein:
„…tja sowas passiert dann halt mal wenn man immer solche “exotischen” vocals sampelt, die man selbst nichtmal versteht… warum macht man denn das ey? weil es “weltoffenheit” ausdrücken soll?…pff. dieses pseudo-cosmopolitische getue immer!… ich finde es hochgradig heuchlerisch und respektlos anderen kulturen gegenüber solche (evtl gebets-) vocals in seinen produktionen zu verwenden(solange sie nicht tatsächlich entsprechend motiviert sind)! …mal davon abgesehen, dass es nicht besonders kreativ ist sich fremder werke zu bedienen um seine eigenen aufzuwerten und ihnen diesen geilen “exotischen” flair zu verleihen?! Religion hat auf dem dancefloor nichts verloren! PUNKT! das ist ein ort an dem menschen verschiedenster kulturen und ethnien sich näherkommen, ihre scheuklappen vergessen, ihre vorurteile ablegen, mit einander tanzen, sich in die augen schauen! ein ort der friedlichen, unvoreingenommenen begegnung!!!! …Sampling und editing kann super sein! aber BITTE nehmt die verantwortung wahr euch mit entsprechenden zusammenhängen auseinanderzusetzen und euer quellmaterial zu überprüfen bevor ihr es (Wieder-)veröffentlicht! wenn musik religiöse texte zitiert ohne das zu wollen gerät der begriff der “künstlerischen Freiheit” klar ins wanken, denn so wird musik plötzlich selbst zum instrument. Und um das klarzustellen: Es steht hier nicht zur debatte dass diese scheussliche reaktion auf den track gerechtfertigt ist oder nicht!!! es geht mir darum dass ein Produzent sich seiner verantwortung darüber BEWUSST sein sollte, was er sampelt!“