Mit “III” werfen Moderat nicht nur ein neues Album auf den Markt, sondern sind derzeit auch auf Tournee. Im Münchener Zenith war das Trio zu Gast und bewies – diese Musik könnte auch im Berghain laufen.
Moderat, das ist eine wundervolle Symbiose aus dem Quedlinburger Sänger Apparat und der Berliner Technoformation Modeselektor. Mit “Bad Kingdom” veröffentlichten sie 2013 einen Track, der gleichzeitig der Durchbruch des Trios werden sollte. Bereits unabhängig voneinander waren Apparat und Modeselektor zu dem Zeitpunkt international auf Tournee.
Zweites Album auch ein Erfolgsalbum?
Im Münchener Zenith zeigen Moderat, für was sie stehen. Bereits zu Beginn der Show der sinngemäße Hinweis “Moderat ist eine sehr düstere Show. Wir bitten daher, von keine Film- oder Fotoaufnahmen abzusehen”. Dieses Statement auf schwarzer Leinwand wirkt so schlicht, dass schon zu diesem Zeitpunkt klar ist – diese Show wird puristisch, kein Feuerwerk, nur die Musik und das Publikum. Nicht zu viel Ablenkung vom eigentlichen Kern.
Synthesizer und ein Mikro
Im Vorprogramm spielt keine Band, spielt auch keine Kombo, spielt zudem niemand, der auf typischen weichen Warm-Up Sound setzt. Im Gegenteil: Shed ist gebucht. Unter anderem aus dem Berghain bekannt, ist er der richtige Mann für eine Kombination aus dunklem Techno auf 130 BPM und unglaublich sphärischen Downbeats, die für ein Flair sorgen, das als drückend beschrieben werden darf. Er selbst spielt nur vor einem roten Licht, dazu ein Macbook. Mehr gibt es nicht für Shed, mehr will er nicht.
We are in Munich! Bad Kingdom – Moderat. Capitain Obvious.
Posted by Feelectronica.de on Donnerstag, 31. März 2016
Nach Shed dauert es dann lediglich 15 Minuten, bis Moderat auf die Bühne kommen. Dürfen Nicht-Bayern waschechte Münchener mit “Servus” begrüßen? Moderat tun das. Alle drei – getrennt voneinander. Nicht authentisch, aber sympathisch. Viel mehr Ansage braucht es auch nicht, es peitschen bereits die ersten Synthtöne aus den Boxen. Hinter dem Trio auf einer Leinwand sind Hände zu sehen, die in manchen Posen auch an Michelangelos Bild “Die Erschaffung Adams” erinnern. Biblisch ist dieser optisch reduzierte und doch im Detail so oppulente Start, die Musik passt dazu perfekt.
Umzug ins Zenith
Eigentlich war die Show für eine wesentlich kleinere Location vorgesehen. Der Zuspruch im südlichen Bayern war allerdings derart groß, dass sich das Zenith weit über die Hälfte füllt. Schon um 9 Uhr zucken hier die Körper, die Musik von Moderat lädt dazu ein. Vor allem die neuen Tracks können überzeugen, es ist ein Ausflug in neue Facetten des Trios, ohne zu weit von altbewährtem abzuweichen. Dennoch ragen die frischen Sounds heraus, sind spannend und machen so viel Lust auf dieses Album, das bereits seit dem 01. April in den Regalen steht. Zu finden überraschenderweise auch in der Münchener Vinylabteilung des Saturns.
(Zu “III” soll es zudem ein Remixalbum geben, mit dabei auch 50Weapons-Allstar Benjamin Damage)
1,5 Stunden Show
Noch ist der Songpool von Moderat überschaubar. Rund 1,5 Stunden spielen sie, durchwegs hart mit diesen speziellen Vocals, die Apparat auch als Solokünstler auszeichnen. Nach einer Stunde gibt es einen kurzen Break, dann folgen nochmal drei Songs. Ein Moment, auf den das Zenith gewartet hat. Es kommt der markante Sound von Bad Kingdom – nur ein Ton, 1 Sekunde angespielt. Die erste Zugabe. Apparat fragt: “Kennt ihr das?”. München antwortet. Bei keinem anderen Sound wurde der Wunsch der Band, auf Handys zu verzichten, gebrochen. Jetzt schon. Hunderte Smartphones zucken in die Luft. Dieser Moment soll für die Ewigkeit eingefangen werden.
Den Abschluss macht ein neuer Track, einer voller Gewalt und lieblicher Vocals. Herz- und Weltschmerz gepaart mit kräftigen vollen Synthesizern und gewaltigen Drumaufbauten. Eben genau das, was Moderat ausmacht. Für mich der beste Song des Abends und gleichzeitig der letzte. “Moderat ist Musik für Menschen, die drei Stunden vor dem Berghain anstehen und dann doch nicht reinkommen” – so sagt man. Viele von diesen Menschen sind heute da. Und haben sicherlich deutlich mehr erlebt, als zu erwarten war.