Zac Efron gehört wahrlich nicht zu meinen Lieblingsschauspielern und EDM keinenfalls zu meiner Lieblingsmusik. Ich habe mir den Film trotzdem gegeben – für Euch.
Donnerstagabend, in der Bude sind es sommerliche 26 Grad und ich bin mit Abendessen und Eis ausgerüstet vor der Glotze. Gerade eben erst habe ich „Making A Murderer“ fertig – Zeit für etwas neues, heute muss ein Film her. Im Angebot: „We Are Your Friends“, der viel diskutierte Film über einen DJ im Hinterland von Hollywood, der ein großer Star werden möchte.
Meine Erwartung: Bullshit
Zugegeben gehe ich voreingenommen in den Film. Ein Freund hat mir gesagt: „Der ist gar nicht so schlecht“. Mich kotzt allein das Vorschaubild schon an. Dieser Schönling vor einem Pool, dazu die Verschandelung mit dem Namen des legendären Justice-Songs. Warum? Für einen EDM-Film? Das ist ja, wie wenn ich den Namen „Lindt-Schokolade“ auf den bröckeligen überteuerten 70-Cent-Riegel von der Tanke nebenan schreibe. Aber gut, vielleicht passt dieser Name ja zu dem, was da kommen wird.
Vier Freunde auf der Suche nach Geld
Dieser Artikel soll Appetit machen und nicht spoilern. Daher wird es keine Schlüsselszenen geben. Nur so viel: Vier beste Kumpels brauchen Geld. Sie sind Partypromoter in einer Disco im Hinterland von Hollywood, was im Film tierisch als Hillbilly-Region dargestellt wird – in Wahrheit leben zwei der Jungs auch in einem super Haus mit Pool und so schäbig sieht der Club auch nicht aus. Nicky D (so Zac Efron im Film), darf mit einem Superstar auflegen und lernt diesen mehr und mehr kennen. Sehr konstruierte Geschichte, die es so aber durchaus geben kann.
Die Suche nach dem perfekten Sound
Auch wenn die Story Kitsch ist und mir das alles zu Sunnyboy-Highlife vorkommt, gibt es durchaus einige Quintessenzen des Films, die nicht schlecht getroffen sind. Zac Efron zeichnet seine Geräusche zwar immer mit einem Smartphone auf, was absolut nicht zu empfehlen sind, wenn die Geräusch letztendlich auch unbearbeitet in den Tracks wiedergegeben werden, dennoch spielt die Suche nach dem perfekten Sound in dem Film eine Rolle. Das eint wohl alle Musikproduzenten. Das ist der Kitzel, warum man sich stupide einen Abend lang an den Rechner setzt.
Der große Gig
Natürlich arbeitet Efron in dem Film auf diesen einen großen Gig hin. Den bekommt er auch, das ist nicht mal etwas verraten. Das ist die logische Konsequenz dieses Films. Auch bei diesem Gig wird nicht ganz schlecht verkörpert, wie viel Herzblut in so ein paar musikalischen selbstgemachten Fetzen stecken kann. Die Message: „Wenn Du das in den Track steckt, das Dich ausmachst – dann hast Du nicht nur einen eigenen Stil, sondern die Chance, groß zu werden“. Übrigens: viele Gegebenheiten bei diesem letzten großen Gig sind so skurril (warum sind da schon 2 000 Menschen obwohl noch kein DJ gespielt hat), dass sich diese 1,5 Stunden abendliche Beschäftigung durchaus mal rentieren.
Momente des Irrsinns
Gottseidank hat sich meine leicht negative Haltung des Films gegenüber schon auch in einigen Teilen bestätigt. Zac Efron kann eben nicht raus aus seinem Image des Milchbubis, dem auch dicke Muskeln aus dem Fitnessstudio nichts anhaben können. Der Kern des Films trifft sicherlich den Nerv des einen oder anderen DJs respektive Produzenten. Die Aufmachung des Streifens genügt dem aber nicht und kratzt viel zu sehr an der Oberfläche, um einen Szenemenschen zu befriedigen. Übrigens: so übertrieben wild ist die Präsenz von EDM in diesem Film gar nicht – es gibt sogar kleine Ausflüge in den Deep House und Minimal.
Fazit: Filmempfehlung, allerdings nur wenn Zeit ist und gerade auch nichts besseres für die Glotze geboten ist. Und unbedingt alleine und nicht mit anderen musikaffinen Menschen schauen – das Gelästere lässt sonst die Hälfte des Films untergehen.