Das Eisenacher Festival EVE ADAM AND startet in das sechste Jahr. Ein Festival mit viel Liebe, Ecken, Kanten und so viel Platz zur persönlichen Entfaltung. Feelectronica.de ist 2016 erstmals Medienpartner des Szenefestivals.
Aus diesem und vielen weiteren Gründen, beispielsweise einem tollen Line-Up das mit Namen wie Stephan Bodzin oder auch Greenville Massive besticht haben wir Fragen. Viele Fragen, die wir an Veranstalter Manuèl Biermann richten.
Euer Festival soll „viel mehr als ‚nur’ Musik und Tanz sein“. Wie ist das denn gemeint?
Richtig, unser Festival war von Beginn an nicht als solches geplant. Wir haben EVE ADAM AND viel mehr den gemeinschaftlichen Gedanken zu Grunde gelegt, ein einmaliges Event im Jahr zu schaffen, zu dem wir alle einladen können, die es nach Jahren in andere Städte der Republik verschlagen hat. Im Grunde ein großes „Get-to-gether“ aller Urgesteine, Freunde und Familie, die man nicht allzu oft im Jahr zu Gesicht bekommt. Also stand schon immer im Vordergrund, sich zu treffen bei Kaltgetränk und Musik, um mal wieder herzlich zu schnacken und auszutauschen, was denn so passiert ist. Ein Generationen-übergreifendes Klassentreffen könnte man auch sagen.
Ihr seid in Eisenach, das Veranstaltungsgelände liegt in der Nähe der Wartburg. So viel Geschichte – ist da Ehrfurcht mit dabei?
Eisenach hat so viele schöne Ecken zu bieten und klar ist die Wartburg als Weltkulturerbe eines der Aushängeschilder und Besuchermagneten der Stadt. Ehrfurcht würde ich es nicht nennen, ich würde es zurecht „Stolz“ nennen. Es ist schön, das Festival trotz vieler vergangener Schwierigkeiten der letzten Jahre im schönen Eisenach erhalten zu können.
Es gibt Menschen, die verabscheuen Facebook. Gar kein Problem, EVE ADAM AND findet ihr auch auf Resident Advisor.http://www.residentadvisor.net/event.aspx?780478
Posted by EVE ADAM AND on Donnerstag, 10. März 2016
Seit fünf Jahren macht ihr das – da ist sicherlich sehr viel gereift? Und wenn ja, wie macht sich das bemerkbar?
2016 ist unser sechstes Jahr, klar hat sich viel verändert. Jedes Jahr kommen neue Dinge dazu, man versucht Erkenntnisse und Probleme aus den Vorjahren zu lösen oder direkt mit in die kommende Planung einfließen zu lassen. Das größte Problem war sicher in den vergangenen Jahren, eine geeignete Fläche zu finden, die sowohl unseren Vorstellungen, als auch mit allen Gewerken sowie der Stadt vereinbar ist. Seit dem letzten Jahr sind wir aber ganz glücklich mit dem Gelände und haben nun das erste Jahr vor uns, in dem wir erstmalig auf dem selben Gelände wie im Vorjahr, veranstalten dürfen. Das ist toll und macht vieles etwas einfacher. Natürlich haben wir auch viel lernen müssen, so sind Gastronomie, Booking, Gestaltung und dergleichen in den Jahren gereift. Ich denke, das ist am Booking schon schön ersichtlich.
Der Name ist absolut biblisch – liegt sicherlich nicht (nur) an Luther. Warum tanzen bei Euch gerade Eva und Adam?
Ja der Name, danach fragt wohl jeder, wenn ersteinmal überhaupt klar ist, wie wir denn nun geschrieben werden. Das ist immer sehr witzig, wir haben schon alles gelesen, in den witzigsten Kombinationen. Unterm Strich würde ich heute sagen, wir haben uns damals viel Mühe gemacht einen Namen zu brainstormen und oft ist da ja immer eher der Wunsch der Vater des Gedanken. Aber wir wollten die Interpretation für unsere Gäste und Besucher absichtlich offen lassen. Klar ist da auch dieser Ursprungsgedanke, Natur, verspielt, haptische Strukturen etc. aber offensichtlich klar wird nur, dass wir ADAM und EVA verdreht haben, wobei das nur verdeutlichen sollte, dass wir als Veranstalter ADAM und EVA sind und dass AND offen bleibt und somit die Gäste darstellt. Auf gut deutsch könnte man sagen: „Daniel, Manuel und….“ !
Ihr distanziert euch ganz klar davon, eine Firma, eine Marke zum Geldverdienen zu sein. Warum?
Das ist einfach, klar sind wir kein gemeinnütziger Verein oder erfüllen gar die strikten Regularien dafür, aber wir wüssten auch nicht, was wir spenden sollten. Nicht das wir nicht gern die Region noch mehr auch in sozialen Projekten unterstützen wollen, aber in den letzten fünf Jahren haben wir effektiv nicht einen Cent mit dem Festival verdient. Das mag jetzt komisch klingen, klar verkaufen wir Tickets, sorgen für gute Drinks und Entertainment. Aber nehmen wir alleine den Eintritt: die ersten Open Air Veranstaltungen waren gratis, für jedermann öffentlich zugänglich. Wir finanzierten alles stets aus eigener Tasche, guten Kooperationen und unserer Gastronomie. Das mussten wir 2015 spätestens verändern, aber dennoch fließen alle Umsätze der Veranstaltung stets eins zu eins zurück in das Event. Daniel und ich können ehrlich behaupten: Wir haben uns in den Jahren nicht einen Pfennig ausbezahlt, eher haben wir draufgelegt, das Engagement ist Leidenschaft und dient stets der Erhaltung dieses kleinen Musik-Kulturkosmos. Zugegeben wäre es natürlich schön wenn mal ein kleiner Urlaub hängen bleiben würde – als Ausgleich – aber seit Jahren haben wir uns das vorgenommen und von Karibik Inseln geträumt, aber gereicht hat es nicht einmal für die Ostsee.
Wo liegt der Mehrwert, den ihr der Stadt und der Natur bringt?
Hier muss man wohl auch eher vorsichtig sein, denn natürlich beanspruchen wir einen Teil der Natur für einen kurzen Zeitraum enorm. In Kombination mit Regen und mehr als 2.000 Besuchern kann auch eine Wiese danach aussehen wie ein Trümmerfeld. Das Schöne ist, dass es keine drei Tage dauert, bis sich die Wiese erholt hat, wir sie von allem Abfall befreit haben und wieder neue Grashalme sprießen. Vielmehr war uns wichtig eine Aufmerksamkeit zu schaffen, für längst vergessene Orte, eben wie Eisenach im ganz Allgemeinen. Die Jugend verlässt meistens spätestens nach dem Abitur die Stadt, so ist es doch unglaublich schön, ein begeistertes Publikum von klein bis groß, von jung bis erfahren zusammen auf eine grüne Lichtung im Thüringer Wald unterhalb der Wartburg zu bringen, oder? Und ich denke, was auch erst vielen in den vergangenen Jahren bewusst geworden ist, dass Tourismus, Gastronomie, Hotellerie und die Clubszene vor Ort zumindest für ein Wochenende mehr Gäste haben, als vielleicht sonst üblich. Denn unser Publikum geht mittlerweile über die Grenzen der Republik hinaus, die wollen mehr sehen, machen oft ein Urlaubswochenende daraus, buchen ein Hotel, kommen mit Kind und Kegel. Ich finde das ist ein Mehrwert für die Stadt.
Wir reden über das Booking: Stephan Bodzin. WOW! Stolz?
Ja unglaublich, großartiger Musiker. Und nach seinem Album „Powers of Ten“ und dem dazugehörigen Remix-Album mit Interpretationen von Maceo Plex, Edu Imbernón uvm., war er für uns ein Must-Have. Ein kleiner persönlicher Wunschtraum geht in Erfüllung.
Wie setzen sich eure Headliner zusammen, nach welchen Vorgaben habt Ihr euer Line-Up zusammengestellt?
Vorgaben gibt es da eigentlich kaum, aktuelles Geschehen, persönliche Erfahrungen und Verbindungen spielen sicherlich eine Rolle, aber eigentlich ist uns jedes Jahr aufs neue wichtig einen harmonischen Timetable zu schaffen. Vom groovigen Sound in den Sonnenuntergang bis hin zum treibenden Techno-Sonnenaufgangsset. Meist stehen bei uns hinterm Pult immer Freunde, die schon einmal zusammen auf einer Bühne gestanden haben, sich kennen, und gemeinsam unglaublichen Spaß haben und Freude verbreiten. Es muss menscheln, wie man so schön sagt.
Greenville Massive sticht noch heraus, so finde ich das. Wie kam es dazu?
Das Booking der beiden Jungs war mir tatsächlich ein persönliches Anliegen, ich bin vor 5 Jahren erstmalig auf ein paar Produktionen von Ihnen gestoßen und fand sie grandios harmonisch und melodisch. So kam eins zum anderen, schon immer mal buchen wollen, nie das passende Event gehabt, aber jetzt einfach mal Nägel mit Köpfen gemacht. Ich freu mich sehr auf die Jungs. Wer mehr erfahren möchte: Sie geben gerade dem Freshguide ein Interview, das nächsten Monat im Magazin erscheinen wird.
Vor wenigen Tagen erschien die erste Single aus dem am 28. Februar erscheinenden Debütalbum “Remote Control” von Jan…
Posted by EVE ADAM AND on Mittwoch, 10. Februar 2016
Wie wichtig ist neben dem Line-Up auch der Charme des Veranstaltungsorts?
Früher war der Ort wichtiger als heute. Er hat immer noch einen großen Wert aber, wir mussten eben ein paar Abstriche machen. So kann unser aktuelles Gelände sicher nicht mit dem Panoramaweg (Blick über die ganze Stadt im Tal, auf dem Berg die Wartburg) mithalten, auf dem wir 2013 veranstalteten, aber wir geben uns größte Mühe, auch 2016 wieder ein super schönes Gelände daraus zu machen. Es ist immernoch schönste mitteldeutsche Natur, nur die Aussicht fehlt.
Wie sieht dieser Ort bei Euch aus, wenn ihr ihn blumig beschreiben müsstet?
Wir sind im Thüringer Wald! „Im Frühtau zu Berge wir ziehen fallera es grünen alle Wälder alle Höhn, fallera.“ Mehr braucht es nicht.
Ihr setzt auch auf Supportacts. Sind das Freunde, regionale Acts oder sucht ihr auch etwas unbekanntere Namen rein nach Eurem Soundgeschmack?
Sowohl als auch, überwiegend sind es Freunde natürlich, auch da bin ich gern ehrlich. Aber ist das nicht überall so? Zumal auch da eine Rolle spielt, dass dies alles erstklassige Jungs sind die der Heimat eben nicht den Rücken gekehrt haben, aber mit dem Clubsterben auf dem Land kein Wohnzimmer finden in dem sie jedes Wochenende spielen dürfen. Da kommt es doch mit unserem Festival gelegen eine, Plattform zu bieten, mal für einen größeren internationalen Act im Warmup oder Closing zu spielen.
Warum sollte gerade ich auf das EAA?
Wir sind klein, fein, nicht perfekt, mit Ecken und Kanten aber viel viel Platz für jeden der ein kleines Wochend-Abenteuer in Eisenach erleben möchte. Die familiäre Gesamt-Stimmung ist „zum anfassen“ gepaart um eine musikalisch perfekt abgestimmte unkommerzielle Untermalung, keine Stereotype, für alle. Jung und alt. Mehr denn je laden wir euch ein, im aktuell viel diskutierten Osten der Republik friedlich und gemeinsam zu tanzen.