Wie sehr können sich Künstlerinnen und Künstler in der aktuellen Musikszene und ihrer Marketingmaschine noch treu sein? Die amerikanische EDM-Produzentin Chelsea Cutler bemängelt eine zunehmend schwindende Verbindung zwischen Hörern und Musikschaffenden. Und sie spricht DJs wie Cinthie und Anastasia Kristensen damit offenbar aus der Seele.
Schneller, weiter, höher: Fortschritt und Wachstum bestimmen unseren Alltag. Nicht nur in der Musik. Und das ist offenbar ein Killer, was innere Einkehr, Kreativität und den Raum für Musik angeht. Mit einigen Gedanken dazu hat sich die US-amerikanische EDM-Künstlerin Chelsea Cutler über Instagram an ihre Followerinnen und Follower gewandt. Und trifft damit wohl auch ins Herz vieler anderer Musikschaffender, beispielsweise der Berliner DJ Cinthie, die das Posting wie auch Anastasia Kristensen teilte.
“Es scheint, als wären Alben und umfassende musikalische Erzählungen nicht mehr gefragt”
Sie kommentierte die Worte von Cutler, die beispielsweise schreibt: “Ich höre so viele Songs auf TikTok, aber irgendwas fehlt. Ich habe vergangenes Jahr nur eine Handvoll Artists entdeckt, mit denen ich eine Verbindung aufbauen konnte. Es scheint, als wären Alben und umfassende musikalische Erzählungen nicht mehr gefragt.” Darüber hinaus kämpfe sie damit, was sie auf Sozialen Medien teilen wolle und wie viel davon gut für ihre Seele sei. Künstler:innen stünden in dem Zwiespalt, viel Inhalte über ihren Alltag erschaffen zu müssen, ohne das zwingend zu wollen. Denn letztendlich ginge es dort um die Musik.
Cinthie über ihre Social-Media-Bubble: Freunde nutzen “witzige Bots”, um prominenter zu erscheinen
Genau dort setzt auch Cinthie mit ihrem Statement an. Sie würde sofort sämtliche Social-Media-Konten löschen, wenn sie könnte und nur noch Zeit im Studio verbringen. Doch das stehe zum Widerspruch, seine Musik auch vermarkten zu müssen. Ein “Schlag ins Gesicht” sei es allerdings, dass auch immer mehr ihrer bekannten und befreundeten Musikerinnen und Musiker beispielsweise für “witzige Bots” Geld bezahlen, die Postings kommentieren. Und das, um erfolgreicher und prominenter zu wirken.
Cinthie stellt die Frage, worum es in der elektronischen Musikszene gehe. Ist es noch die Musik? Oder wird das Genre eher wie die Pop Musik, die damals durch ihren Werdegang auch ein Auslöser für die Abspaltung der Techno-Szene war.
Es ist nicht der Vergleich mit anderen, der zählt
Was Menschen definitiv kaputt macht – egal ob produzierende Wesen oder einfach nur private Social-Media-Teilnehmer – fasst wiederum Chelsea Cutler zusammen. Der schnelllebige Zyklus der Musikszene wird immer mehr zum Tornado. Und in diesem sei es so viel einfacher, sich mit anderen zu vergleichen. Sie selbst würde ihre Karriere um nichts tauschen wollen. Daran müsse sie sich aber auch immer selbst erinnern – und das eben so oft wie nur möglich.