Mit 45 Jahren steht Christian Prommer, der Deutsch-Amerikaner mit steirischen Wurzeln und breitem Münchener Dialekt ganz oben auf der Karriereleiter. Releases auf Life & Death, Compost oder !K7 Records, Gigs rund um den Globus und ein amtliches Solodebüt namens „Übermood“ zieren eine bald 30 Jahre andauernde Musikkarriere, die noch lange nicht zu Ende ist. Der sympatische Münchener liefert momentan richtig viel ab – sei es in seinen zahlreichen Kollaborationen (Prommer and Barck / Fauna Flash) oder als Solokünstler. Feelectronica.de durfte sich mit dem Ausnahmeproduzenten unterhalten:
Christian, dein „Übermood“-Album erschien erst im März auf deinem Haus- und Hoflabel Compost. Wer es durchhört bemerkt: Das Ding vereint musikalisch enorm vieles und scheint daher quasi konzeptlos zu sein. Kann man das so sagen?
Nein, denn es ist eigentlich ein Konzept, dass es quasi alles unter einen Hut bringt, was mir gefällt und was ich sagen möchte. Es war ein Jahr, wo ich sehr viel Musik an ganz unterschiedlichen Orten gemacht habe und meine Musik auch immer dabei hatte. Irgendwann hat es sich dann aufgezwungen, dass es ein Album wird. Denn es hat schlüssig geklungen und war rund.
Dein Album ist um den ganzen Globus herum entstanden. Wo warst du denn?
Ich war viel in Wien, aber auch in China und in Asien. Sehr viel auch in Italien, wo ich mit zwei Jungs in Mailand Stücke gemacht habe. Und natürlich in Berlin und in Ambach am Starnberger See. „Ambach“ war auch der Arbeitstitel des Albums, aber wäre eher was für eine ganz ruhige Platte geworden.
Zerlegt man den Begriff „Übermood“ ist das so etwas wie klassisches „denglisch“. Was bedeutet es?
„Übermood“ ist natürlich ein Wortspiel, aber auch ein passendes. Dein Ego muss ja auch ein bisschen zu groß sein, wenn du Musik machst. Du musst drüber sein um dich irgendwo hinzustellen und zu sagen: Jetzt hört mir einmal zu – es ist gut was ich euch zu erzählen habe. Das gehört dazu. Man kann ja nicht sagen, vielleicht gefällt es euch ja.
Gerade bei deinem Track „Walz“, der diesen speziellen Dreivierteltakt zur Grundlage hat merkt man: Der Mann kommt von der Klassik.
Ich bin jetzt nicht katalogsicher in der Klassik, habe mich aber viel damit beschäftigt. Erst Klavierspielen, Flöte, dann Gitarre. Und jetzt gehe ich sogar wieder gerne in die Oper, weil das vom Sound und vom Klang einfach super ist. Dazu muss man aber auch alt genug werden.
Oper? Das klingt gar nicht so nach der Sparte in der du Musik machst.
Ich bin in einer Zeit aufgewachsen, wo Musik eben keine Monokultur war. Die Szenen waren sehr breit. Es gab Kiss neben Prince und Michael Jackson und ACDC. Als Fan durfte man damals noch alles gut finden. Das macht ein sehr breites Verständnis von Musik.
Und deine Musik?
Die Jahre wo du im Studio verzweifelst und denkst du kannst nichts, die machen dich zu dem, was du bist.
Das kennen sicherlich viele Produzenten, vor allem die erst gerade anfangen. Ein Tipp?
Das Gefühl geht nie weg, dass du sagst: Hoffentlich merkt niemand, dass ich gar nicht weiß was ich tue. (lacht)
Deine Produktionen wirken immer sehr aufwändig und enden wie der Distant Storms-Remix (My favorite robot Records) oder auch der neue Erhan-Kesen-Remix (Whatiplay) immer fulminant. Warum?
Ich mache einfach immer ein ganz schönes Drama.
Liegen da bei dir als berufsmäßiger Drummer die Hauptargumtene eher auf den Drums oder doch auf der Melodie?
Drums und Melodie sind gleich wichtig. Aber die Drums fallen mir leichter. Da muss ich nicht überlegen. Das andere macht mir aber mehr Spaß, weil da muss ich probieren und nach dem Prinzip ‚trial and error‘ arbeiten. Die Drums sind dann eher ‚gmahde Wiesn‘, wie man in Bayern sagt. (Erläut. d. Red. ‚gmahde Wiesn‘ – etwas, das eigentlich nicht schief gehen kann)
Also dann doch lieber trommeln als reines auflegen?
Meine Wurzel ist das rhythmisieren von Dingen. Und das Auflegen macht einfach Spaß, weil du da auch Musik nehmen kannst, die dir nie einfallen würde. Und im Club zählt halt immer der Moment. Denn irgendjemand musst du ja mitnehmen und ansprechen, mit dem was du machst.
Abschließend: Dein Wunsch für die Karriere?
Ich würde gerne eine Nummer machen, mit der ich wirklich zufrieden bin.
Was, das bist du nicht?
Man ist immer auf der Suche und man bleibt auch auf der Suche.