Von Musikliebhabern und Bloggern zu gefeierten Produzentengrößen: Bicep haben genau diesen Weg absolviert und liefern jetzt ihr famoses Debütalbum.
Von Belfast in die Welt. Schon zu Hochzeiten des Musikblogs “Feel My Bicep” (mit etwa 100.000 Besucher pro Monat) hatten sich die heute in London lebenden Blogger und Produzenten Matt McBriar und Andy Ferguson eine internationale Basis geschaffen. Dieses solide Grundgerüst war der Startschuss einer anschließenden Musikkarriere, die bis dato nur als märchenhaft beschrieben werden kann. Mit ihrem gleichnamigen Debütalbum hat sich das Duo Bicep ein kleines Denkmal gebaut, das zudem noch auf einem unserer Lieblingslabels “Ninja Tune” erscheint.
Erstes Release in 2010
Ihr erstes Release hatten Bicep 2010 und sagen selbst, dass die folgenden Veröffentlichungen “lernen vor Publikum” waren. Dass dieser Lernvorgang zwar niemals abgeschlossen ist, aber eine meisterliche Reife erreicht hat, zeigt ihr eklektisches Debütwerk. Denn hier fließen jede Menge Musikstile zusammen, die sich als großes Ganzes zu einem ganz eigenen Stil formen, der irgendwo zwischen den housigen Tunes ihrer Landsleute Disclosure und verklärten Melodiepattern eines Nils Frahms bewegen.
Arps und Fläche
Die insgesamt zwölf Tracks fallen vor allem durch ihre Toncluster auf, die von ultrawarmen und schwebenden Pads unterlegt sind. Bicep setzen auf “Bicep” jede Menge Melodie ein und werfen dem Hörer die launigen Strukturen nur so um die Ohren. Teils überfordernd, immer spannend! Gemischt mit einer drückenden und schmutzigen Kick eignet sich hier nahezu jedes Werk für die Tanzfläche. Diese LP ist nicht nur ein Homelisteningwerk, das von den vergangenen Tracks des englischen Gespanns auszubrechen versucht, sondern setzt Songs wie das 2015 veröffentlichte “Just” einfach fort.
Die Speerspitzen
Von musikalischer Raffinesse sind allen voran “Glue” und “Aura” geprägt, die mit klarer Idee und komplexer Umsetzung überzeugen. Letzterer geisterte durch die Musikcommunity bereits seit Monaten als “Unreleased Bicep” und war letztlich nicht mehr als ein kleines (wundervolles) Unglück.
“Es war ein wirklich glückliches Experiment, das wir vielleicht als Unfall bezeichnen würden. Wir haben eine Weile mit einer ganze spezifischen und komplizierten Verkettung verschiedener Instrumente gespielt und es hat nichts geklappt oder hat sich eben nicht musisch angehört. Auf einmal ist alles zusammengefallen und ‘Aura’ war da” – Bicep
Bicep stecken voller Überraschungen und gehen an ihr eigens kreiertes Genre aus Techno, Italo, Elektro, Jungle und IDM so sorglos heran, dass das Ergebnis immer irgendwie luftig, leicht und extrem spontan wirkt. Warum etwas ändern, was sich in der Vergangenheit bewährt hat? Deshalb verhält es sich auch mit dem Debüt des Duos so, das nur Appetit auf viel mehr macht Muskelmusik macht. Im Handel ist die Platte seit dem 01. September auf Ninja Tune. Alle Snippets findet ihr HIER.