Satt, groovy und emotional – so beschreiben Alex und Daniel alias Bondi ihren eigenen Stil. Und dieser Sound kommt immer häufiger live auf den Präsentierteller.
Warum schon zügig nach der Gründung des Projekts die Komponente „live“ im Raum stand, warum dabei das Web helfen kann und was die beiden aneinander gern haben, gibt es im Interview mit Feelectronica.de zu lesen.
Ihr seid ein Live-Act und damit schon relativ schnell nach eurer Gründung 2013 gestartet. Warum gleich live?
Alex: Anfangs war ein Live-Projekt noch gar kein Thema und es ging allein nur darum, sich künstlerisch zu verausgaben und „geile“ Songs zu komponieren. Daniel war letztendlich der zündende Funke, der mit der Idee eines Live-Projekts an mich heran trat und mich nach endlosen Diskussionen und Überredungsarbeit letztendlich davon überzeugte, es zumindest einmal zu probieren. Ich habe zwar bereits viel Erfahrung im Live-Bereich, wollte dies aber eigentlich nicht mehr machen. Als dann die erste Veranstaltung im Kosmonaut Club beschlossene Sache war und wir somit eine Deadline hatten, kam auch nach endlosem Hin-und-her-Probieren endlich etwas Benutzbares heraus und wir hatten die Ahnung einer Show, einem Set, mit unserer Musik live gespielt. Der Gig war ein voller Erfolg und somit war auch der Grundstein gelegt für eine Karriere als „BONDI“. Mein Feuer und meine Leidenschaft für dieses Live-Projekt waren entfacht.
Was ist das Spannende am live Spielen?
Daniel: Es ist faszinierend und interessant, wenn mithilfe von Live-Elementen wie Gitarre und Gesang die Grenzen zwischen Club- und Livemusik verwischen. Die Leute wissen diesen Aufwand auch meist zu würdigen und wir stoßen auf positive Resonanz.
Alex: Wie Daniel schon sagte, reagieren die Leute eigentlich immer positiv. Sie können zu unserer Musik weiter abtrippen und kommen gleichzeitig in den Genuss von live Gitarre und Gesang sowie Synthies. Diese Abwechslung ist für viele das Highlight der Clubnacht.
Dafür muss man selbst Sounds basteln: Woher kommt dieses Know-How?
Alex: Mein Wissen in Bezug auf die Benutzung von Synthesizern, wie man House und Techno Tracks arrangiert oder Bässe schraubt, habe ich fast ausschließlich von den Jungs von SoKool gelernt (Thomas Bendt, Mathias Maier).
Daniel: Ich hatte das Glück, einige Freunde zu haben die mir viele Produktionskenntnisse beibringen konnten. Nach und nach habe ich mich so sehr für die Materie interessiert, dass ich auch viel selbst angelesen und ausprobiert habe. Das www ist heutzutage natürlich auch unheimlich hilfreich.
Im Sommer 2013 ging es los. Wie habt ihr beiden euch gefunden?
Daniel: Wir trafen uns 2012 bei einem DJ-Gig. Alex fand mein Set wohl ganz gut und hat mich kurzerhand gefragt, ob wir nicht mal zusammen ins Studio gehen wollten um einen Titel zu produzieren. Die Idee fand ich auf Anhieb spannend, weil ich bis dato noch nie mit einem richtigen Musiker zusammengearbeitet habe. Bis zu unserer ersten Studiosession vergingen jedoch noch ein paar Monate, bis Alex mich wieder in einem Berliner Club getroffen hat und wir uns auf einen Termin festgelegt haben.
Alex: Ich traf Daniel das erste Mal im Winter 2012 im M.I.K.Z. Der DJ Markus Klee stellte uns einander vor und nach einem kurzen inspirierenden Gespräch kam man sich überein, zusammen zu produzieren, Kunst zu erschaffen. Die ersten fünf Anläufe eines Treffens klappten zwar nicht, aber im Frühling 2013 kam es endlich dazu und es entstand an einem einzigen Tag das spätere Debüt Release „At Night“ von uns.
Mittlerweile durftet ihr auch auf der Fusion spielen. Was geht Euch beim Gedanken daran durch den Kopf?
Beide: Bei der Fusion dabei zu sein war ein wunderbares und einprägsames Erlebnis, was uns immer in schöner Erinnerung bleiben wird, ebenso wie die Auftritte beim 3000Grad Festival und dem Wilde Möhre Festival.
Wie würdet ihr eure Musik selbst kategorisieren?
Daniel: Sowas ist immer schwer in Worte zu fassen, am besten schaut ihr auf unserer Soundcloudseite vorbei und verschafft euch selbst einen Eindruck! Wenn ich es doch versuchen müsste, würde ich sagen satt, groovy und emotional.
Bondi auf Soundcloud:
https://soundcloud.com/bondi-music
Alex: Trip Musik eingebettet in clubtauglichen Grooves, garniert mit Stimme, Gitarre und Synthies. BONDI-Sound ist Seele, Gedanken, Sehnsüchte und Tatsächlichkeit, vergessen können und weiter machen, reflektieren müssen und verarbeiten.
Wie wichtig sind Vocal-Elemente in diesem Sound?
Alex: Meine Texte und meine Songs sind mein Tagebuch, meine Erinnerung an all das, was ich bereits schon erleben durfte. Das beeinflusst den Sound natürlich immens. Durch das Zusammenspiel von Vocals und Melodie kann ich dem Zuhörer Dinge auf einer ganz anderen, transzendentalen Ebene vermitteln und Emotionen, Erinnerungen und Perspektiven anstoßen.
3000 Grad und WellDone! stehen bereits auf der Labelliste. Glücklich darüber?
Alex: Na klar, jedes Label, dass in unserer Musik einen Mehrwert erkennt und diese gerne den Menschen zugänglich machen möchte, macht mich glücklich.
Daniel: Beide Labels haben eine tolle Community hinter sich und die Atmosphäre ist sehr familiär. Dadurch ist man nah dran am Geschehen und fühlt sich auch gut aufgehoben. Gerade bei 3000° ist es eine natürliche Entwicklung. Nachdem wir bei einigen Veranstaltung mit den Telekollegen hinter den Kulissen bei Auf- und Abbauarbeiten mitgeholfen haben, durften wir letztes Jahr mit BONDI auf dem 3000° Festival debütieren. Das Release auf dem Label war dann der nächste Schritt. WellDone! Ist neben den Telekollegen unsere derzeitige Homebase in Berlin.
Das letzte Release der beiden auf WellDone! Music:
Wo soll es hingehen?
Alex: Ihr könnt mit abwechslungsreicheren und technoideren Produktionen rechnen, mit Soul-Musik garnierter Club-Musik.
Was gefällt euch und was stört euch am jeweils anderen?
Daniel: Ich schätze sehr an Alex, dass er durch und durch Künstler ist und dadurch einen großen Anteil Seele mit in das Projekt bringt.
Alex: Stören tut mich eigentlich nichts am guten Daniel. Klar sind wir ab und zu mal unterschiedlicher Meinung, dennoch gibt es nur sehr wenige Momente, an denen wir mal aneinander geraten sind. Daniel hat die nötige Disziplin und den Biss, Dinge die zu tun sind auch durchzusetzen und das ist super wichtig im Musikgeschäft. Ich bin froh mit Ihm zusammen Kunst machen zu können.
Wie groß sind die Kompromisse, die ihr im Rahmen eines Duos eingehen musstet?
Alex: Unsere Ansichten bezüglich Ästhetik, Philosophie, Lebensgefühl und Kunst ähneln sich sehr, weshalb sich unser Sound super gegenseitig ergänzt. Jeder von uns hat seine eigenen Affinitäten gegenüber Grooves, Sounds und Melodien, die oft auch mal nicht deckungsgleich sind, aber gerade das sorgt für unseren vielfältigen und doch immer unverkennbaren Sound. Das macht uns aus.
Daniel: Ich würde sagen, dass Alex’ Fähigkeiten und Erfahrungen, die er in seiner Rockzeit gesammelt hat, perfekt mit meinen Erfahrungen aus der Clubszene, die ich seit 2008 gesammelt habe, zusammenpassen. Dabei gibt es auch fast keine starre Rollenverteilung beim Schaffungsprozess. Mal kommt Alex mit einer Idee an, mal versuche ich ihn zu inspirieren oder was vorzusummen, was er dann für mich einspielt. Manchmal funktioniert das sogar so gut, dass ich das Gefühl habe, durch ihn in die Instrumente und unsere Titel zu sprechen. Außerdem würde ich sagen, dass wir die gleiche Leidenschaft für satte analoge Sounds, sowie warme, akustische Klänge haben, aber auch bei den technischen, maschinellen Klängen dahinschmelzen.
Gibt es auch soundtechnisch Veränderungen in diesen drei Jahren? Wie habt ihr euch entwickelt?
Daniel: Im Grunde reifen unsere Produktionen in dem Maße heran, wie auch Bondi immer mehr wächst. Die Erfahrungen, die wir stetig sowohl während der Studioarbeit als auch auf der Bühne sammeln, finden sich in unseren neuen Titeln wieder. So durchleben wir eine stetige Weiterentwicklung, die uns noch offener werden und Grenzen überschreiten lässt. Es bleibt zwar schon im elektronischen Bereich, es muss aber nicht immer zwingend tanzbar sein.
Alex: Während der Arbeit im Studio findet eigentlich immer eine Weiterentwicklung im Sound und in der Komposition statt – mal mehr, mal weniger. Wir kommen ständig zu neuen Erkenntnissen und machen neue Erfahrungen, die wir natürlich einfließen lassen. Momentan entwickeln wir uns da hin, dass die neuen Tracks trippige und groovige House-/Deep-House Musik immer besser und harmonischer mit den Gesangs- und Gitarrenelementen sowie Synthesizern vereinen.
Last but not least: Was kommt da noch?
Daniel: Ein spannendes Projekt mit unserem Freund Mattes Zosel. Mit ihm planen wir eine kleine Visualshow. Die Visualisierungen sollen die Zuhörer noch mehr fesseln und sie auf eine richtige Reise schicken, so dass man für den Moment wirklich vergisst, wo man überhaupt ist. Ist alles noch nicht spruchreif, befindet sich aber gerade in der Entwicklung.
Alex: Auf das Release bei Well Done! Music mit dem Titel „Caught in Between“. Bis Mitte des Jahres haben wir noch Veröffentlichungen auf Warung Records, Einmusika, DIS-Music und wahrscheinlich noch bei den Telekollegen geplant.