Nicole Moudaber ist nicht nur ein Ausnahmephänomen unter den DJanes, sondern auch wahrlich eine Göttin der Nacht. Mit ihren treibenden Sets verzaubert sie eine ganze Generation von Technoanhängern. Carl Cox gehört zu ihren engen Freunden. Wie viel Einfluss dieser prominenten Umgebung auf Nicole Moudaber einwirkt, beweist sie im Airport Würzburg.
Ankunft irgendwann um 1.30: Die Schlange vor dem Eingang in der Gattingerstraße überrascht. Rund 20 Meter misst sie und wirkt wie eine fette schwerfällige Weinrebe. Wer Nicole Moudaber sehen möchte, muss erst einmal anstehen.
Drinnen angekommen dröhnt es in einer bereits nicht mehr moderaten Geschwindigkeit. Mark Tourneur und Jonas Rech kümmern sich um ein Warm-Up, das sich mit 126 bpm durchaus knackig aber sehr passend für diesen Abend präsentiert. Das Motto der Nacht ist klar, für schonend und leichtes Eingrooven ist keine Zeit, vor allem weil sie gleich übernimmt – der wandelnde Wischmob mit dichtem Lockenkopf oder kurz: der Star des Abends.
Nach Bjarki erst mal einen finden
Die letzte Nummer vom Duo Rech / Tourneur ist eine, die gerade in sämtlichen Clubs auf und abläuft und von Nina Kraviz höchstpersönlich entdeckt wurde. Bjarki mit „I Wanna Go Bang“ ist düster und hat Witz zugleich. Ein Track, der in jedes Peaktimeset passt und auf die du erst einmal eine Antwort finden musst. Doch die hat Nicole Moudaber mit einer Stange an schnelleren Tracks, die flotte Hi-Hats und kurze gewaltige Breaks in die Menge abfeuern.
Der Kopfhörer macht die Haare
Wenn Coolness hinter dem Pult einen Namen hätte, dann würde er wohl Nicole Moudaber lauten. Sie wippt nur leicht im Takt zu ihrem Set, das sich irgendwo um die 128 bpm herum bewegen dürfte. Kaum eine Miene muss sie verziehen, vor lauter Haaren sieht sie wohl sowieso fast nichts. Das ist ihr Markenzeichen – auch dafür wird sie international gebucht. Sie ist eine Entertainerin, ohne es provozieren zu wollen.
Unglaublich wirkt es dann, sobald die gebürtige Nigerianerin ihren Kopfhörer aufsetzt. Dann wallt ihre löwenartige Mähne nach vorne und bildet einen Schweif, der wie der von einem Pfau wirkt. Nur ist ihrer dunkelbraun, und vielleicht noch einen Hauch extravaganter.
Das Publikum braucht diese Härte
Dieser Techno ala Cox und Moudaber schwebt auf einer Ebene. Er setzt nur kleine Highlights, da er sowieso immer hart und funktionell ist. Das Publikum braucht das. Dieser Abend im Airport Würzburg beweist es. Das ist Sound, der im Club und auf einem Festival anspricht. Er ist nicht komplex, er ist körperlich. Moudaber sagte eins selbst, als sie vom Techno erfasst wurde: „Die Drums haben mich erreicht“. So schaffte sie es eine der festen Größen im Tunnel Club in New York zu werden.
Die meist unterschätzte DJane?
Sie ist eine Headlinerin, spielt weltweit. Und doch hat sich den Sprung in die allererste Riege wie Dubfire und Co. erst spät geschafft. Carl Cox nannte sie deshalb 2009 schon die „meist unterschätzte DJane der Welt“. Heute ist das anders.
Mittanzen im Publikum
Sie schafft es, die Laune konstant zu halten. Oft sind Headliner kompromisslos, auch wenn der eigene Sound die Feiernden nicht erreicht. An diesem Abend ist das nicht so. Nach ihrem Set tanzt die Libanesin mit englischer Staatsbürgerschaft zu Sounds von Marc Tourneur im Publikum. Das kommt an, dafür lieben die Fans sie.
Die geballte Coolness und trotzdem irgendwie erreichbar. Geerdet und abgedreht – so wie es die Szene eben auch sein und haben möchte.