“Trails” von Mano Le Tough zeugt von einer Auszeit. Nicht nur musikalisch, sondern vor allem auch mental und körperlich. Hier treffen Ambient auf House und Pop. Vielseitig und auf das zweite Hören hochspannend.
Zugegeben, ich war nicht von Beginn an Fan des neuen Albums von Niall Mannion, der als Mano Le Tough szenebekannt ist. Irgendwie sind diese Tracks von “Trails” nicht so griffig, nicht so einfach zu fassen wie beispielsweise die EP-Arbeiten des Iren auf seinem Label Maeve, das er mit Baikal und The Drifter betreibt. Dieses Album ist vielschichtiger und nicht unbedingt etwas für den Club, der Name “Trails” zeugt allein davon. Erst das zweite Hören offenbart die beinhaltete Spannung, die trotz fehlenden Clubhymnen (allenfalls vielleicht noch “I See Myself In You”) und keinem Material für die Peaktime ständig präsent ist.
Ambient, Pop und Elektronika passen zusammen
Ein Album muss nicht immer das stringente Konzept haben, muss nicht die Antwort auf den Club sein. Es kann auch ein Abriss eines Lebensabschnitts sein, etwas, was genau in diesem Moment fühlbar war und ohne einen Hintergedanken von Funktion entstanden ist. Mit den Arbeiten an “Trails” verabschiedete sich Mannion für einige Wochen von seinem stressigen Touralltag, der mit über 100 Gigs im Jahr auf der ganzen Welt nicht nur an die Psyche, sondern auch an die körperliche Belastungsgrenze geht. Die Auszeit ermöglichte sich der Ire in den Schweizer Alpen, fernab vom großen Trouble, von tausenden Telefonaten, Bookern und Flughäfen. Das ist beim hören spürbar, ist dieses Album ein grundsätzlich eher ruhigeres Werk eines Musikers, der in seinen DJ-Sets beweist, dass er auch durchaus immer funktional und tanzflächentauglich Spielen möchte.
Vocals spielen zentrale Rolle bei Mano Le Tough-Album
Einige der Tracks des neuen Albums setzen dabei ganz klar auf Vocals, die den oft sehr sphärischen und ruhigen Sounds des neuen Albums eine neue Dimension verleihen. Nicht bei jedem Track gelingt es, perfekt die Stimmung zu treffen oder die jeweilige Stimmung erreicht mich nicht. Bei “Energie Flow” trifft es Mano Le Tough aber wunderbar – mitten ins Herz. Und zeigt, dass auch ein Szeneact durchaus melodienreich und ziemlich poppig arbeiten kann und will, ohne käsige Radiohymnen zu produzieren.
Mano Le Tough: Weg von der Schublade, einfach “coole Songs”
Die Tracks des Albums bezeichnet Mano Le Tough sin weiser Voraussicht als “cool songs”. Damit wirkt er einem Schubladendenken voraus und öffnet für sich auch die Möglichkeit, Tracks die er selbst einfach schön findet auf einem Album zu vereinen. Dieses Album wird zu einer Offenbarung, allerdings muss der Hörer ihm Zeit geben. Dann haben die Tracks “I See Myself In You”, “Empty Early Years And The Seed” und allen voran “Half Closed Eyes” (absoluter Favorit) zumindest mich vollends überzeugt.
Tracklist:
01. Running In A Constant Circle
02. Generations
03. Energy Flow
04. Half Closed Eyes
05. Empty Early Years And The Seed
06. I See Myself In You
07. Trails
08. The Space Between
09. Sometimes Lost
10. Meilen
Das Album könnt Ihr hier bestellen! (Adblock für diese Seite ausschalten)