Einmal im Monat öffnet das Kong, ein Münchner Club in der Prielmayerstrasse seine Tore für die kultige Veranstaltungreihe Club Autonomica. Der Club gehört zur Familia Autonomica, die ebenfalls das Label Musica Autonomica betreibt. Zur Oktoberausgabe haben die Macher um Christoph Henrik Pankowski das ursprünglich aus Venezuela stammende Duo Fur Coat eingeladen, die nach ihrer Nord- und Südamerikatour nun wieder Europa unsicher machen.
Der vorletzte Tag des Oktoberfestes ist vorbei, die Stadt ist voll mit trachtentragenden einheimischen Feierwütigen. Das zwischen Hauptbahnhof und Stachus gelegene Kong liefert mit Samsa, Baal und Fur Coat noch den richtigen Sound, um die Nacht durchzutanzen – vielleicht weniger für Menschen in Ledernen als vielmehr für diejenigen, die nach dem Münchener Untergrund suchen.
Das Kong: Schlichte Eleganz mit wahnsinnigem Sound
Der Club kommt außen relativ unscheinbar daher, nur ein Plakat mit dem aktuellen Programm, ein kleines Absperrgitter, eine Handvoll Raucher und ein von innen wummernder Bass sind die ersten Anzeichen für den national bekannten Szeneclub. Im Inneren laufe ich zuerst durch einen dunklen Gang, um dann einmal um die Bar herum in den kleinen aber feinen Raum zu gelangen. Auch hier ist alles sehr schlicht gehalten. Es ist dunkel, die Lichttechnik wird sehr dezent an die Seitenwand geworfen und hinter DJ-Pult hängt lediglich ein schwarzer Vorhang. Doch das schöne minimalistische und zurückhaltende Ambiente wird sofort von einem kräftig klaren Sound übertüncht.
Hier bist Du einfach ein bisschen szeniger
Musikalisch leitet der Münchner Samsa den Abend ein und heizt die ersten Tanzwütigen gebührend auf. Der Resident des Amberger AETHER-Labels ebnet in den ersten Stunden den Weg für die beiden Wahl-Barceloner und Crosstown Rebels Fur Coat. Sergio Munoz und Israel Sunshine, die 2010 von keinem geringeren als Damian Lazarus entdeckt wurden, versuchen auch gleich mit ihrer zukunftsorientierten Musik, die eine Symbiose aus Melodie und treibender Härte bildet, das Publikum in ihren Bann zu ziehen. Der Versuch gelingt vorerst nur halbwegs. Vielleicht lag es auch an der einen oder anderen Oktoberfest Maß zu viel, die das Publikum phasenweise nur im Takt wippen ließ. Vielleicht war es aber auch die angenehme verschwitze Enge, in der ich nur schwer ekstatisch tanzen konnte. Oder es lag der wundervollen, manchmal auch ein bisschen traurig anmutenden Melodie der Musik der beiden Südamerikaner, die einen einfach nur schweben lies.
Nach Baal die Sintflut
Nur wenig später ändert sich das Bild. Das Münchner Duo Baal übernimmt die Decks, die Melodien bleiben, aber der Bass drückt härter. Das Stampfen wird lauter. Die Menge tobt sich aus und auch der Platz zum Tanzen wird mit fortschreitender Uhrzeit größer. So hatte ich es mir den ganzen Abend vorgestellt. Alles tanzt, genießt die Musik oder reißt die Hände nach oben. Nun hat es alles was einen erfolgreichen Abend ausmacht. Die dunkle und sinnige Atmosphäre kommt nun zur vollen Entfaltung und treibt die Feiermeute bis zum Äußersten.
Soundfokus und steile Bookings
Als Fazit des Abends kann ich das Kong als einen sehr trendigen und soundfokussierten Münchner Club beurteilen, der mit kontinuierlich tollen Bookings aufwartet und mit der Club Autonomica einer Residentreihe einen Raum gibt, die Lust auf mehr macht. Reingehen, Spaß haben und von der Menschenmasse im dunklen Laden verschlucken lassen.
von Marco Schumann