Es sind der Wald, die aufwändigen Visuals und das immer wieder so speziell und fein abgeschmeckte Line-Up, das die Get/Lost zu einem Geheimtipp in der deutschen Festivallandschaft machen. Jetzt feierten knapp 2.000 Raver den Start in den Herbst. Und Dominik Eulberg, Anthony Rother, Hutenberger, David Phillips und viele weitere Acts dirigieren diese kleine Nachtmusik.
Der Start um 16 Uhr versprach aus wettertechnischer Sicht nur wenig Gutes. Leichter Nieselregen, kühle Temperaturen, es ist einfach kein T-Shirt-Wetter. Der Sommer ist vorbei. Die Get/Lost (zur Website) hat sich unter dem Stichwort Autumn Edition gleich die klimatisch passenden Bedingungen für die kommende Jahreszeit gesichert. Doch spielt der warme Spätsommer nicht mit, machen es eben die Acts und heizen dafür doppelt auf. Da verlockt es den einen oder anderen Besucher doch, den Pulli wieder in die Ecke zu werfen. Cheese N Onion von Electric Lounge Booking kümmern sich um das Opening. Die Mainstage ist wieder ein neues aufregendes Highlight des seit über zwei Jahren laufenden Tages- und Nachtfestivals, das drei Mal im Jahr bei Obergünzburg stattfindet. Weiße Schirme, CO2-Nebelkanonen, Moving Heads, volles Programm – so lässt sich die Bühne in wenigen Schlagworten beschreiben. Hier spielen zu späterer Stunde die Headliner der Veranstaltung: Dominik Eulberg und Anthony Rother.
Get/Lost: Feiern auf sechs verschiedenen Floors
Aber auch neben dem Mainstagewahnsinn rentiert sich ein Blick auf die nunmehr sechs Floors, die die Macher der Get/Lost im Angebot haben. Von Goa über Hardtechno bis hin zu House ist hier alles geboten, was die bunte Welt der elektronischen Musik so hergibt. Gegen 21 Uhr füllt sich die Location rasant, zur besten Feierzeit um 23 Uhr ist bereits in jedem Bereich etwas los. Von der „Glück ist wenn der Bass einsetzt“-Crew über die DJs der Veranstaltungsreihe „I love Snüü“ bis hin zu lokalen Acts verschiedener Labels sind hier die Künstler untergebracht, die für die erweiterte Region stehen. Über diese Acts sagt der Veranstalter, dass ohne sie so ein Event in der Größenordnung nicht möglich wäre (zum Interview). Die Get/Lost setzt auf Locals, neue Gesichter und bietet auch neben den großen und festivaltypischen Namen eine Welt, die sich eben nicht nach Like- und Klickzahlen richtet, sondern die Quintessenz der Musik in den Vordergrund stellt. Ob das dann musiktechnisch jedermanns Sache ist, steht auf einem anderen Zettel.
Dominik Eulberg ist trotz Doppelbooking in Höchstform
Mit seinem verspulten analogen Techno ist um 23 Uhr Anthony Rother dran. Zwei Stunden feiern hier rund 1.000 Menschen vor der Stage zu seinem eigenwilligen Sound. Rother ist nahbar, trink nichts, wirkt absolut sympathisch und zurückhaltend. Hinter ihm feiern die Menschen auf der Stage. Nach Rother flattert die Eule ins Haus. Knapp war es. 15 Minuten vor seinem Gig auf der Get/Lost und einer Meditation im Auto ist er endlich da. Er kommt von einem Festival in Amsterdam, auf dem er nachmittags noch gespielt hatte. Bei seiner Ankunft am Flughafen wirkt er noch etwas abgespannt, der Flieger hatte leichte Verspätung. Doch er taut auf, freut sich noch auf seinen Nachtgig und beweist trotz einem Doppelbooking in zwei Ländern, wie auf den Punkt er Musik bringt. Es ist hart und herzlich, was Eulberg den Menschen serviert. Und die danken es ihm mit dem was sie können: tanzen, johlen, feiern.
Dominik Eulberg @ GET/LOST #getlost
Posted by Get Lost on Sonntag, 6. September 2015
Open End: um Zehn ist aber dann Schluss
Nach Dominik Eulberg schließt die Mainstage um kurz nach 3 Uhr. Die Konzession des Markt Obergünzburg lässt keine längere Spielzeit zu. Die Menschen verteilen sich auf die verbleibenden fünf Tanzflächen der Get/Lost, allesamt Indoor. Bei kühlen Temperaturen sicherlich kein Fehler. Regulär läuft die Veranstaltung bis fünf Uhr, doch auf der zweitgrößten Stage namens Turm wird weitergefeiert. Immer mit dem Anliegen „Open End“ – diesmal geht es bis zehn Uhr vormittags.
Jede Menge Herzblut steckt in der Get/Lost, die sicherlich noch nicht an jeder Ecke perfekt ist. Doch sie befindet sich auf einem Weg in die erste Liga der Festivalveranstaltungen in Süddeutschland. Die Party wird am 25.12.2015 fortgesetzt, bevor es dann mit drei neuen Festivals ins Jahr 2016 geht.