Er ist eines der Gesichter hinter dem Label BlackFoxMusic. Robert Stolt alias Tagträumer² ist erfahrener Labelmanager, zeitgleich auch international gefragter DJ und leidenschaftlicher Vinylliebhaber. Im Interview mit Feelectronica.de gibt er einen kurzen Crashkurs für Newcomer im Erstkontakt mit einem Label und einen Einblick in das, was Robert nicht nur als seinen Beruf, sondern als seine Berufung bezeichnen kann.
Entgegen seines DJ-Namens ist Robert Stolt alles andere als ein Tagträumer. Der Berliner Artist bemustert täglich Musik, korrespondiert mit den unterschiedlichsten Künstlern und kontaktet für sein Label BlackFoxMusic in alle Welt. Ferner arbeitet der Musiker für Imprints wie Schallbox Records, Neopren, So What Music und Eclaire The Heart. Seit 2002 ist er als DJ unter dem Moniker „Tagträumer²“ international unterwegs. In Japan, China, Island, den USA oder auch in der Mongolei ist seine Musik bereits aus den Boxen geschallt. Tagträumer² ist ein Name, der einem immer wieder begegnet. Denn seit 2007 arbeitet der in der Uckermark geborene Produzent mit Künstlern wie Robert Babicz, David Carretta oder Alex Q zusammen.
Rund 30 Mails mit Musik pro Woche
Doch es sind nicht nur die großen Namen wie Robert Babicz, die das Herz von Robert Stolt als Labelmanager „ein paar BPM schneller schlagen lassen“. Stolz ist er nach sieben Jahren Arbeit an Black Fox Music vor allem auf eins: „In Plattenläden gibt es in den Regalen einzelne Fächer, wo ruhmhafte Labels ihren festen Platz haben. Ich kann mich noch genau erinnern, als ich zwischen Bpitch Control und Border Community diesen Streifen mit der Aufschrift BlackFoxMusic sah. Uns zusammen in einem Regal mit meinen Vorbilder zu sehen – da musste ich schon tief durchatmen.“
Rund 30 Demo-Mails bekommt der 33-Jährige – in der Woche. „Manchmal auch mehrere von ein und derselben Agentur. Das ist oft ganz schön unpersönlich und ernüchternd. Der Großteil der Bewerber setzt sich im Vorfeld nicht damit auseinander, welchen Sound das Label so veröffentlicht. Und dabei sind wir ja wirklich schon sehr breitbandig unterwegs. Aber spätestens bei Polkahouse bin ich dann doch überfordert und brauche erstmal eine neue Tasse Kaffee.“
Labelkontakt gleicht einer Jobbewerbung
Wer frisch im Geschäft ist und erstmals auf Labelsuche gehen will, bedient sich optimalerweise bei Resident Advisor. Hier ist eine unglaubliche Anzahl an Labels gelistet, oft bereits mit der Adresse, an die das Demo gehen darf. Ein Überlick der bisherigen Releases kann da auch dabei sein und gibt schon mal ein Grundgefühl, welchen Sound das Label vertritt. Denn oft ist das Lieblingslabel gar nicht das Richtige für den eigenen Sound, sagt Tagträumer²: „Man sollte sich ganz am Anfang nicht die Frage stellen, welche Labels man mag, sondern wo der Sound am besten hinpasst.“
Dass die Tipps nicht überall auf Gehör treffen, zeigt die Anfrage einer Punkband bei BlackFoxMusic. „Ich wies sie freundlichst darauf hin, dass wir doch eher dieses monotone Nullen-Und-Einsen-Rhythmus-Geklopfe als Musik veröffentlichen. Doch die Herren dachten, dass ich ihnen trotzdem weiter helfen kann und fragten nach dem richtigen Punklabel.“
Doch auch neben kuriosen Geschichten wie dieser gestaltet sich der Kontakt zwischen der unzähligen Masse an Labels und der noch viel unüberblickbareren Menge an Produzenten nicht ganz leicht. Die ungeschminkte Wahrheit kann da durchaus schmerzen. Denn auf Antwort darf man nicht hoffen, wenn der Sound nicht passt. Und teils wird die Email auch gar nicht geöffnet. „Oft hilft nur Vitamin-B damit sich ein Labelchef deine Songs anhört. Ein Tipp für Erstkontaktadressen wäre, die Demo optisch opulent zu verpacken und mit einem Infotext per Post zu versenden. Wer sich die Mühe macht, uns Demos in den Briefkasten zu werfen, bekommt immer ein Feedback oder Verbesserungsvorschläge.“ Der gute alte Postweg kann also helfen, irgendwo unterzukommen. „Es ist wie bei einer Jobbewerbung. Man muss auffallen, aber gleichzeitig so professionell rüberkommen, dass es sich potenziell lohnen könnte, den mitgeschickten Soundcloud-Link anzuklicken.“ Denn die Ausbeute grundsätzlich sowieso sehr gering. Tendenziell ist bei BlackFoxMusic eine Einsendung im Jahr dabei, die es ausserhalb des festen Künstlerstamms auf eine EP schafft.
Seit 2007 erst 20 Releases
Das liegt im speziellen Fall aber auch an der unglaublich ausgesuchten Strategie, mit der Tagträumer² mit seinen zwei Labelkollegen die Tracks auswählt. Gepresst wird primär auf Vinyl. Digital erscheinen die Releases immer erst sehr viel später. „Das liegt an unserer Leidenschaft für Vinyl. Wir sehen das Label nicht als Massenware. Jedem Release widmen wir extrem viel Zeit – sei es bei der Suche nach dem richtigen Remixer, dem extravaganten Artwork oder der Promotion. Alles wird mit größter Sorgfalt organisiert und der Künstler in alle Prozesse miteinbezogen.“ Vor allem bekanntere Künstler wie David Caretta schätzen das, weiß Stolt: „Bei vielen von solchen gestandenen Künstlern bekommt man ein kräftiges Schulterklopfen, wenn sie hören dass wir vor allem Vinyl als Label releasen. Man bekommt durch dieses Alleinstellungsmerkmal Aufmerksamkeit und Möglichkeit dem Künstler sein Label vorzustellen.“
Kapitel 4 kürzlich erschienen
Die Nummer 20 des Labels namens „Kapitel 4“ ist erst kürzlich erschienen. Zwei Platten mit unterschiedlichsten Sounds, grundsätzlich aber elektronisch angehaucht. Von gemählichen Technosounds mit Alex Q über trippige Tanzfloorrhythmen von Robert Babicz bis hin zu experimentellen HipHopsounds von Toureau feat. Rohlexx ist das vierte Kapitel eine kleine Erziehungsstunde in Sachen Musik. Denn er vereint die verschiedenen Geschmäcker der drei Labelbetreiber. Tagträumer² fasst das zusammen: „Es ist ein bewegender Abschnitt unserer Musikgeschichte – zischende Hihats, melancholische Harmonien und rollende Bässen, Sounds von denen du entführt werden möchtest. Das Buch BlackFoxMusic bleibt spannend. Ein Kapitel kann nur die Vorfreude auf ein Weiteres sein.“
GEWINNEN // GEWINNEN // GEWINNEN
Wir verlosen unter allen Einsendungen mit dem Stichwort „Ich will Kapitel 4“ die passende Vinyl dazu. Einsendungen gehen an info@feelectronica.de. Bitte beachtet unsere Gewinnspielbedingungen. Einsendeschluss per Mail ist der 07. Dezember 2014.