Olle Susi ist ein wahres „Soundcloudphänomen“. Ein Blog bezeichnete die Uploads der 24-jährigen Musikverrückten aus Berlin einmal von den Playzahlen als ähnlich populär, als würde beispielsweise Solomuns Label Diynamic einen neuen Track veröffentlichen. Dieser Vergleich ist wie ein Ritterschlag für eine junge Frau, die eigentlich nichts weiter wollte, als der musikalischen Onlinecommunity ein gutes Gefühl zu geben.
Am 30. August 2012 wurde die Welt der knallig orangefarbenen Wolke um einen knapp einstündigen Mix reicher. „Wenn kleine Mäuse tanzen lernen“ war das Debüt und gleichzeitig der laute Startschuss für eine bis dato reine Internetkarriere, die unter dem Deckmantel „Olle Susi“ tausende Menschen bis jetzt in ihren Bann zieht. „Susi“ hört zu der damaligen Phase rund fünf bis sechs Sets pro Tag. „Ich habe den Leuten etwas mit meinen Kommentaren gegeben und auch umgekehrt. Es waren immer offene und sehr herzliche Worte mit Verbesserungsvorschlägen auf beiden Seiten“, schwärmt die DJane im Interview mit Feelectronica.de. Sie erinnert sich an diesen Augusttag ihres ersten Uploads: „Das war so krass wie das abging. Ich glaube nicht, dass ich mich ansatzweise nochmals in die Situation meines ersten Sets hineinversetzen kann. Ich saß irgendwie vor dem Computer und habe zehnmal die Sekunde F5 gedrückt. Schon wieder kam nach der Aktualisierung ein neuer Kommentar, dann wieder ein Like. Ich war völlig sprachlos und überwältigt.“ Gerechnet hatte sie 2012 nie mit diesem Erfolg. Susi war vor ihrem ersten eigenen Upload viel mehr so etwas wie die gutherzige Therapeutin der Soundcloud. Mit vielen netten Worten und ordentlichem Musikgeschmack.
Musik kombiniert mit Lyrik und Worten
Wer die Präsenz der medizinischen Fachangestellten einer Arztpraxis online verfolgt, stellt ihren Hang zu großen Textpassagen und verspielten Formulierungen fest. Für sie gehört das in einen Topf – die Musik und ihre Texte. „Das passt für mich so gut zusammen, dass ich das beides gerne für mich in Verbindung bringe.“ Da darf es dann auch durchaus etwas lockerer werden, mit großen Liebesbekundungen an „Robby Bubble“ (Klangextase-Set) oder einer klar positionierten Antihaltung gegenüber dem Eistee „Club Mate“ in ihrem vorletzten Set. „Robby Bubble war mein Lieblingsgetränk in der Kindheit und Mate find’ ich zum kotzen. Jeder coole Mensch trinkt Mate und ich mag es eben nicht. Ehrlich gesagt trinke ich jetzt am liebsten stilles Wasser, aber nicht aus der Leitung. Und neben dem Routinewasser auch noch Milch. Gott, ich liebe Milch. Die 1,5-Prozentige.“
Seelische Urlaubspause vom Onlinewahnsinn
Mittlerweile ist es um die 24-Jährige ruhiger geworden. Nach einem seelischen Kurzurlaub, ganz fernab von der Onlinewelt, zog sich Olle Susi schrittweise zurück. „Damals war alles sehr viel. Es war eine super Zeit und für die Phase auch wirklich gut. Aber so wie es jetzt ist, bin ich zufriedener.“ Trotzdem spielt Musik eine zentrale Rolle in ihrem Leben. Auch auf Soundcloud, dem Portal, das Olle Susi berühmt machte, wird weiterhin gesurft. „Mittlerweile höre ich wieder viele Sachen anonym an, kommentiere aber nicht mehr so viel und behalte meine Meinung auch mal für mich selbst. Ich bin gerade superglücklich wie es ist und würde mir schon wüschen, dass ich teils wieder etwas aktiver bin.“
Barfuss im Regen auf einem Berliner Hinterhof
Für Feelectronica.de ist die smarte Berlinerin nach zwei Monaten Schaffenspause zurück mit einem über 60-minütigen Set. „Ich hatte einfach mal wieder Bock auf einen frischen Mix und natürlich gibt es zum Titel „Barfuss im Regen“ auch wieder eine Geschichte“, verspricht die Soundclouderin. „Ich war kürzlich in einem Club im Hinterhof tanzen und es war echt nicht so ein geiles Wetter. Irgendwann hat es stark zu regnen begonnen und es waren nur noch etwa zehn Leute da. Doch je stärker es regnete, desto besser wurde die Stimmung. Deshalb ist es auch ein sehr tanzbarer, reduzierter Mix geworden, wie er auch an diesem Nachmittag in diesem Club gelaufen ist.“
Hinter das DJ-Pult selbst möchte Olle Susi ihre Musik aber noch nicht tragen. „Es gab Anfragen und es hätten sich sicherlich ein paar Leute darüber gefreut. Ich glaube einerseits, dass ich das mal machen will. Aber ich weiß nicht, ob ich mich live so austoben könnte wie zuhause. Da weiß ich, ich kann nichts falsch machen.“ Für die Zukunft schließt die 24-Jährige einen Gig aber nicht aus. Deshalb gibt es die „Olle Susi“ wohl auch irgendwann einmal auf einem Flyer oder einem Plakat zu lesen – hoffentlich.
Hört hier „Barfuss im Regen“ von Olle Susi für Feelectronica.de:
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