Du macht es dir gemütlich, vielleicht machst du dir ein Bier auf und legst sie direkt auf deinen Plattenspieler: „Decay“ – die bereits dritte LP, die der Berliner Phillip Sollmann alias Efdemin auf den Markt gebracht hat. Teils wirken die Tracks wie gemacht für die surreale Szene in Full Metal Jacket, als die Soldateneinheit auf das japanische Mädchen in den Ruinen der zerbombten Stadt trifft. „Decay“ ist etwas, was sich auf Zerfall spezialisiert hat. Ein Album, das destruktiv wirkt und nicht nur fordert, sondern teils überfordert. Und genau das ist der Reiz dieser Scheibe.
Nicht nur der Track „Parallaxis“ auf dem reinen Technoalbum beschreibt diese andere Welt des Albums. Efdemin ist auf Spurensuche, besonders als er dieses Album schreibt. Zwischen dem schnelllebigen Westen und der weitgehend natürlichen Umgebung nahe dem japanischen Kyoto entsteht dieses Album, das zwar minimal ist, aber auch enorme Anforderungen an den Gehörgang stellt. Hypnotische, umherschwirrende Sounds, unmittelbar heranflatternd wie ein besoffener Kolibri malträtieren die Gehörgänge. Allerdings bleibt es immer bei einem tanzbaren Rhythmus, der einen kontinuierlich nach vorne preschen lässt.
Zehn spezielle Tracks mit eigener Note
Diesen Geschmack, den Efdemin an den Tag legt bleibt auch beim dritten Soloalbum ähnlich wie bei den vorhergehenden Alben gleich. Es ist der wiederkehrende minimale Beat gepaart mit trockenen Vocals, die oft wie Dialoge aus dem Outerspace wirken. „Decay“ besitzt eine Soundästhetik, die Sollmann nicht neu erfinden musste – aber auf dem dritten Studioalbum nochmals perfektioniert. Die LP produzierte der Berliner größtenteils auf 126 Bpm, die beim reinen Homelistening aber manchmal kaum spürbar sind, so weich tragen einen die glockenartigen Sounds von dannen.
„Decay“ erschien auf Dial Records und beweist eindrucksvoll, dass Efdemin wohl weiterhin das beste Pferd im Stall des Labels bleibt.