Ellum-Labelboss Maceo Plex besucht München. Und die Menge ist außer Rand und Band. Warum Warehouse-Flair und ein großes Publikum perfekt zu dem gebürtigen Kubaner passen, zeigt der Besuch im Mixed Munich Arts in der bayerischen Landeshauptstadt.
Der Run auf die Tickets hat es bereits im Vorfeld gezeigt, wie extrem beliebt Maceo Plex derzeit ist. Er gehört neben Acts wie Dubfire oder Carl Cox zu den weit und viel reisenden Stars der Szene und füllt große Hallen – hart verdient nach so vielen Jahren on tour. Dann trifft es eben Hallen wie diese: Das Mixed Munich Arts in München wagt das sicher nicht günstige Booking und erlebt eine wahre Welle der Begeisterung. Nach wenigen Tagen sind sämtliche VVK-Tickets weg, das geplante Abendkassenkontingent kommt ebenfalls in den Vorverkauf. Möglichweise war ein aus allen Nähten platzendes MMA bei Ben Klock bereits der Grund dafür, hier nachzubessern.
Ohne Ticket kommt zur Zeit zwischen 23 Uhr und spät nachts erst einmal niemand hinein. Daher kein Wunder, dass sich die Vorverkaufsschlange um 0.30 Uhr bereits in die Länge zieht. Die Begrüßung durch das Personal ist professionell, die Türsteher überprüfen, wie viele Personen eine Gruppe umfasst. Mit E-Ticket ist alles zu der Uhrzeit kein Problem. Vor uns schaffen es gleich sieben Leute (dazu sei gesagt fast nur Jungs) locker hinein.
Warehouseathmosphäre mit Gefängnisesprit
Drinnen angekommen geht es erst einmal ein Stockwerk tiefer. Die Offenbarung: Eine riesige Halle im herrlichen Warehouse-Style, riesige hohe Wände aus Beton mit Pfeilern und zwei Etagen, die an Gefängnisabteilungen im Stile amerikanischer Hochsicherheitstrakte erinnern. (siehe Foto) Dieser rohe Charme erinnert beispielsweise an vergleichbare Clubs wie das Stattbad in Berlin-Wedding. Der zweite Floor schließt sich dieser Optik an, ist allerdings deutlich überschaubarer.
Garderobenchaos zu Beginn
Die Außentemperaturen sind human für einen Dezember, trotzdem kommen wir mit dicken Jacken, Schals und Mützen an. Hier eine Enttäuschung: Die Schlange zur Garderobe übertrifft die zu den Tickets um ein weites. Rund 45 Minuten anstehen, später berichten Gäste in der Facebookveranstaltung, dass die Garderobe nach ewig langem Anstehen geschlossen wurde, da keine Kapazitäten mehr vorhanden waren.
Karem El Moor feuert zu Beginn
Egal, zur frühen Uhrzeit lassen sich noch genügend Verstecke im MMA für die überflüssigen Jacken finden. Da sich unsere Gruppe gerne vor dem DJ-Pult aufhält, finden wir hier mit Hilfe eines sympathischen Türstehers ein sicheres Plätzchen. Währenddessen legt Karem El Moor, einer, der sich in München bereits einen ordentlichen Namen erspielt hat, auf. Es treibt, bleibt sich aber der Aufgabe bewusst, dass hier noch Voiski und Maceo im Nachgang spielen.
Voiski – live eine Wucht
Vor Maceo Plex darf der fanzösische Liveact Voiski ran. Der bärtige Produzent setzt mit einem klanglich überraschend orchestralen Opening gleich die erste Hausnummer. Die Menge, mittlerweile sicherlich 1.000 Leute, kreischt. Es folgt eine Stunde mit rhythmusorientierter Musik, die definitiv ins Genre Techno passt. Die Macher des MMAs haben es tatsächlich geschafft, in diesen Abend einen Aufbau und einen schönen roten Faden zu bringen.
Maceo Plex: Der König kommt
Irgendwann setzt sich relativ unscheinbar hinter Voiski der kubanische König, Maceo Plex. Er wirkt bereits ab diesem Moment präsent, ohne großes Hallo und Trara. Erst einmal eine kurze Runde entspannen. Von großem Startum und einem Aufgebot an Begleitern ist nichts zu sehen. Nur zwei Techniker prüfen nochmals die CDJs und die beiden Pioneer Effektgeräte, mit denen Eric Estornel, so der Künstler bürgerlich, seine Claps und Snares in das Publikum abfeuert.
Pünktlich um 3 Uhr übernimmt der Ellumboss die Zügel des Abends. Hier wird klar, warum es so viel Sinn macht, das Ticketkontingent im Vorverkauf auszuverkaufen. Im Publikum befinden sich Leute, die teils weit für Maceo Plex kommen. Wir selbst sind von Berlin nach München gefahren. Daher kein Wunder, dass nicht nur wir tobend schreien, als die ersten Rhythmen des Südamerikaners aus den Boxentürmen schallern. Es kocht, es wird direkt hart, ohne die Herzlichkeit und die Emotionalität im Sound zu verlieren.
Maceo Plex selbst ist bei bester Laune. Er wirft immer wieder seine Faust in die Luft, grinst wie ein frischgebackenes Honigkuchenpferd mit dem Publikum um die Wette. Der Mann hat Spaß und bringt das authentisch.
Neun Stunden?
Angekündigt war der Superstar, für den die letzte Welle der Vorverkaufs-Tickets entspannte 15 Euro gekostet hatte, von 3 Uhr bis Ende. Dass das Ende im MMA wohl deutlich später sein kann als 6 Uhr, lässt ein Kommentar in der Veranstaltung vermuten. Dieser spricht davon, dass Maceo Plex neun Stunden am Stück gespielt habe. Also bis zur Mittagszeit.
Versehentlicher Stromausfall
Wie entspannt und gelassen dieser Künstler ist, zeigt ein kleines Missgeschick des Parisers Voiski. Beim späteren Abkapseln eines Geräts schaltet er an der linken Seite des Pults eine Multisteckerleiste aus. Der Saft für die CDJs verschwindet. Es ist Stille. Die Reaktion eines Plex spricht Bände: Er tritt in Blickkontakt mit dem Verursacher, lächelt, feuert die Menge an, startet entspannt seine Player und sucht einen Track, der in seiner Massivität in einem perfekt gemixten Set vielleicht deutlich eher untergegangen wäre.
Die Krönung: Die beiden umarmen sich, die Menge johlt und wir sind wieder auf 180. Vielleicht war das der Moment des Abends – vielleicht auch nicht.