Konfettikanone angenagt, Sahnetorte aufgesperrt und Lauscher abgefeuert: Das Tag Am Meer wird in 2017 stolze fünf Jahre alt. Das Sommerhighlight am Strand vor dem Örtchen Prora auf Rügen gehört seit einer halben Dekade in den Terminkalender vieler Szenegänger, die sich auf kleine und liebevoll gestaltete Festivals stürzen. Auch Jago K. ist seit Anfang an als Resident des Ostseespektakels dabei und riskiert mit uns den Blick über seine Schulter und natürlich der des Festivals.
Es ist der Sommer 2015, Jago schwitzt wie verrückt an den Händen. Das hat aber nichts mit den Temperaturen zu tun, sondern mit einer besonderen Ehre. Jago K. spielt das Closing-Set des Tag Am Meer vor hunderten Menschen, die teils im Wasser, teils am Strand bereits seit Stunden nassgetanzt und feuchtfröhlich sind. „Ich war unglaublich aufgeregt, das ist ja auch eine Menge Verantwortung“, gesteht der Berliner lachend. „Da kann man viel falsches und viel richtig machen“, weiß der überzeuge Vinylanhänger und ergänzt: „ein Clubset ist eben doch nochmal etwas anderes als ein Festivalset“. Doch alles richtig gemacht: sein Closing 2015 war so etwas wie das grandiose Dessert nach einem sowieso schon überaus leckeren Menü.
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Das Gefühl eines Events
Jago K. ist DJ durch und durch, bereits seit den Nullerjahren dabei, und liebt das schwarze Gold – viele andere Formate hat er ausprobiert, auf Vinyl ist er hängen geblieben. Die Leidenschaft aufzulegen, nicht geplante Sets zu spielen und sich dabei auch schon vorab in das „Gefühl einer Veranstaltung wie dem Tag Am Meer“ einzuleben, das treibt ihn seit mittlerweile 15 Jahren an. Während der Startschuss für das DJing noch in seinen wilden Brandenburger Zeiten Anfang 2000 fiel, ist Jago K. auch heute noch in Berliner Kultinstitutionen wie dem Crack Bellmer oder dem Stereo33 regelmäßig zu sehen.
Die Verbindung zum Tag Am Meer
Der berufsmäßige Personalreferent eines Berliner Klinikums betreibt seit Jahren zusammen mit Robert Stolt alias Tagträumer² das kleine Label „Rauschzeit“. Von dieser Basis aus arbeiteten sie seit der ersten Idee mit dem Landjugendverband Mecklenburg-Vorpommern e.V., auf Rügen ein familiäres Festival zu veranstalten, an dem, was heute „Tag Am Meer“ heißt und eine der Perlen eines jeden Sommers ist. „Wir wussten 2013 ja gar nicht, was es werden wird und ob das überhaupt auf Dauer funktioniert“, erinnert sich Jago.
So war es vergangenes Jahr:
„Ich habe auf Tag Am Meer Freundschaften geschlossen“
Im Telefongespräch mit dem gebürtigen Pankower wird schnell klar, dass Offenheit die Stärke eines Jago K. ist. Er spricht frei weg von der Leber, kann gut mit Worten und allein deshalb ist es kaum verwunderlich, dass gerade diese „heimelige“ Vertrautheit des Festivals und der Kontakt mit den Menschen vor Ort von Jahr zu Jahr sich auch in den Alltag des Berliners eingefunden hat: „Auf Tag am Meer habe ich wirklich Freundschaften geschlossen, die sich nicht nur auf diese paar Stunden begrenzt haben“.
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Genau das ist eine von zahlreichen Dingen, die Jago an diesem Event so sehr schätzt. Die Überschaubarkeit, der Wunsch nicht zu groß zu werden und alles in einem sehr familiären Rahmen zu gestalten. Ein persönlichen Beispiel: „2015 war es in der Nacht vor dem Event recht kühl und da haben wir einfach Suppe mit den Leuten geteilt, teils auch völlig fremden Menschen“, begeistert sich der 36-Jährige. Das sind die Erfahrungen, die vor allem durch die „Reduziertheit“ bei Festivals, wie einem fehlenden kuscheligen warmen Bett, den Ausschlag geben: „Hier herrscht eine Willkommenskultur, ganz sicher“.
Die Grundwerte
Während anfangs noch viel Geld investiert werden musste, der Rahmen vor dem historischen „Koloss von Prora“ noch kleiner war und die Abläufe unprofessioneller, verändert sich das Festival zwar in seiner Professionalität, allerdings kaum in seiner Größe und in seinen Grundwerten. „Wir wollen nie an den Punkt kommen, trotz Erfolg, zu groß und zu anonym zu werden“, weiß der Tag Am Meer-Resident. „Und dennoch sieht die Weiterentwicklung so aus, dass wir nicht jeden Fehler drei Mal machen möchten und dadurch einfach professioneller werden“.
Als weiteren Punkt führt Jago K. den Grundwert „Respekt“ auf. Der Respekt vor der Insel und seinen Bewohnern sei zentral: „Wir wollten nicht irgendwie die Berliner sein, die da mal zum Feiern kommen und dann den Platz vermüllt wieder verlassen, nachdem sie dort gerade eine gute Zeit hatten. Wir wissen, dass das die Heimat der Rüganer ist und sagen auch ganz klar, das ist Euer Gebiet und ohne Euch geht es nicht.“ Gerade deshalb arbeiten die Tag Am Meer-Macher mit dem Landjugendverband Mecklenburg-Vorpommern als Veranstalter zusammen und integrieren auch die Inselbewohner aktiv in ihre Pläne. So war vergangenes Jahr erst ein zweiter Floor ausschließlich für DJs der kleinen Insel Rügen eingerichtet worden.
Der Kontrast
„Natürlich hätten wir auch andere Plätze in Deutschland gefunden, an denen wir ein Festival am Strand aufziehen könnten“, vermutet Jago. Doch dem Team war es zum Start 2013 wichtig, den Platz vor der historischen Ferienanlage aus dem dritten Reich, dem sogenannten „Koloss von Prora“, zu bekommen. „Für mich macht es genau dieser Kontrast aus“, bilanziert Jago nach aktuell vier Jahren „Tag Am Meer“. Zum einen stehe dort dieses mächtige Gebäude, das zu Hitlerzeiten auch den kleinen Bürgern Urlaub an der Ostsee ermöglichen sollte und das durch seinen Erbauer in eines der dunkelsten Epochen der Menschheitsgeschichte eingeht und dieses Patina mit seiner allein baulichen Gewaltigkeit nie losbekommen wird. „Heute schreiben wir aber ein ganz neues Kapitel in dieses Buch“, freut sich Jago und wünscht sich, dass jeder Besucher an diesem 29.07.2017 seine Unterschrift in dieses setzen wird. „Jetzt hoffen wir noch auf gutes Wetter für das Datum, denn das haben wir uns alle verdient und auch darauf, dass nach dem Fünfjährigen alle nach Hause fahren und eine grandiose Zeit an der Ostsee hatten“.
VINYL-VERLOSUNG BIS ENDE DER ERSTEN JANUARWOCHE
Wir halten für Euch passend zu Weihnachten eine Tag Am Meer-Compilation in Vinylform bereit! Was dürft ihr tun? Schickt eine Mail mit Eurer Adresse an info@feelectronica.de und beantwortet darin die Frage: „Wie alt wird das Tag Am Meer 2017?“
Einsendeschluss ist der 08.01.2017. Viel Erfolg und bitte beachtet die „Gewinnspielbedingungen“.
Schon bei Tag Am Meer zugesagt? HIER geht es zur Veranstaltung!