Etwas mehr als 105.000 Uploads, 32.000 Nutzer und jeden Tag 500 weitere Anmeldungen. Die Zahlen für den November 2014 sprechen eine klare Sprache. Hearthis.at, eine neue Musikplattform, ist im kommen. Wir haben Hearthis.at-Gründer Benedikt Groß mit 20 Fragen bombardiert.
Derzeit profitiert das Portal hearthis.at aus Chemnitz sicherlich vom Unmut vieler User gegenüber dem Global Player Soundcloud. Aber auch darüber hinaus bietet das 2013 gestartete Projekt Features, die so kein anderer Uploader vereint. Hinter hearthis.at steht Benedikt Groß, verheirateter Familienpapa und selbst aktiver DJ im Bereich Drum & Bass. Er ist der CEO des Unternehmens und arbeitet mit zwei weiteren Ehrenamtlichen am Produkt.
Benedikt, das Portal läuft gut. Schon ein wenig Goldgräberstimmung bei euch spürbar?
Überhaupt nicht. Ich freue mich, dass das Projekt so positiv angenommen wird, vergesse aber nie, warum wir es überhaupt gestartet haben.
Mit welchem Gedanken bist du denn überhaupt gestartet?
Kreative Köpfe gehören seit jeher zur wenig verdienenden Bevölkerungsgruppe. Ausnahme sind die wenigen Prozent die von ihrer Leidenschaft leben können. Umso schlimmer finden wir den Umstand, dass es für die Mehrheit zu wenige Plattformen gibt um sich selbst fernab von einem Budgetplan entfalten zu können. Aus diesem Grund wollen wir ein Portal schaffen, auf dem jeder frei seine Musik veröffentlichen kann. Gleichzeitig soll jeder die Chance haben die Plattform mitzugestalten.
Sind deine Erwartungen an den Erfolg von Hearthis.at, eineinhalb Jahre nach dem Start, bereits übertroffen?
Ich glaube ein solch idealistisches Projekt sollte keine Erwartungen erfüllen müssen. Das würde einem Verrat des Zieles gleich kommen. Unsere Hoffnungen aber wurde mehr als erfüllt und wir freuen uns über jeden einzelnen Künstler der uns durch seine Uploads auf unserem Weg begleitet.
Noch ist die Reichweite deines Portals natürlich geringer, als bei den größeren Anbietern. Was ist eine deiner Maßnahmen, um das zu ändern?
Ganz einfach einen guten Job machen: Da sein. Zuhören. Verstehen. Den Rest überlassen wir sprichwörtlich der Schwerkraft.
Dein Wunsch war es ja, dass sich das Portal einmal selbst finanzieren kann. Bist du schon an dem Punkt angelangt? Wenn nein, wie lange dauert das schätzungsweise noch?
Das Projekt finanziert sich seit Einführung der Pro- und Premium Tarife im November 2013 komplett selbst.
Werden bei hearthis.at Investoren ins Spiel kommen?
Wir erteilen aktuell jeder Anfrage in dieser Richtung eine freundliche Absage. Partnerschaften ja, aber Beteiligungsinvestitionen wollen wir bewusst nicht.
Du sagst, ihr seid derzeit in einer Art Selbstfindungsphase. Was bedeutet das konkret?
Wir sind dabei zu verstehen, wie und vor allem wo uns unsere Nutzer sehen wollen: Als Alternative zu bekannten Portalen. Diese Rolle nehmen wir gern an.
soundcloud.com versus hearthis.at ist wie David gegen Goliath. Was hast du als Steinschleuder zu bieten?
Wir wollen nicht einmal einen Stein werfen. Das wollen wir nie, gegenüber niemand. Deswegen lehnen wir auch diesen Vergleich ab. Mit Youtube und Vimeo wird dieser ja auch nicht angestellt.
Ihr bietet einen Direktverkauf für Musik. Eine Revolution, besonders für unbekanntere Produzenten. Ist das aber rechtlich nicht bedenklich? Da kann ja jeder alles verkaufen. Auch Fremdmaterial.
Andere Portale wie Bandcamp haben bereits diese Funktion. Wir haben sie nur um Sets, eigene Uploads und Kombinationsverkäufe erweitert und sie ins Streaming Umfeld gebracht. Durch die Prüfung jedes Verkäufers durch das „Official“ Kennzeichen stellen wir sicher, dass kein unberechtigter Verkäufer geschütztes Material anbietet. Darüber hinaus ist der Verkäufer selbst für sein Angebot verantwortlich, da wir nicht die Rolle als Mittelsmann einnehmen.
Verwertungsrechte, Urheberrechte und Musikportale sind sowieso ein ganz eigenständiges Kapitel für sich selbst. Wie siehst du diesen Zwiespalt?
Ich sehe, dass man ihn schließen kann wenn beide Seiten aufeinander zugehen. Portale sollten den Urhebern Werkzeuge zur gerechten Vergütung in die Hand geben und Urheber die Chance erkennen, die solche Portale bieten können. Wenn man eine Win-Win Situation herstellt gibt es nur Gewinner. Ideen dazu haben wir viele und werden einige davon demnächst zusammen mit unseren Künstlern ausprobieren.
Neben dem Direktverkauf ist ein weiterer Clou die Highlightfunktion für Tracks. Kostet pro Sound nur zwei Euro und kann jeder machen. Wie gut wird das angenommen?
Die Funktion wird sehr gut angenommen, da es ein sehr mächtiges Werkzeug ist um Aufmerksamkeit zu erzeugen. Viele Nutzer berichten uns eine von einer Reichweiten Steigerung um 50% und mehr. Das freut uns sehr.
Auch Soundcloud hat mal klein angefangen. Geringere Beiträge im Premiumabo und ohne Werbung auf der Plattform. Jetzt ist das alles eingetreten und die Leute monieren. Wie willst du das für dein Portal verhindern?
Niemals vergessen, warum es hearthis.at gibt.
Wie schnell rattert dein Kopf, wenn etwas nicht auf der Seite funktioniert?
Ich glaube dafür gibt es noch keine Maßeinheit.
Du bist selbst DJ. Wie sehr hilft das bei der Entwicklung?
Ohne das könnte ich das Projekt nicht machen. Es bedarf sehr viel Verständnis um Dinge zielgruppenorientiert umzusetzen. Wenn ich Dinge nicht bewerten kann frage ich selbst andere, die in diesen Bereichen fit sind. Egal ob Musiker, Live Acts, Labels, Agenturen, Promoter, Radiosender, Blogs, etc.
Warum sind Plays und Likes eben doch nicht die Währung der Musik im Internet?
Likes würde ich hier etwas ausklammern. Meiner Meinung nach geben Sie keinerlei Auskunft über die Qualität eines Musikstückes. Vor allem nicht in Verbindung mit Autoplay Mechanismen. Viel wichtiger sind bereits jetzt für mich folgende Kriterien: Spiellänge, Resonanz und wie oft hat jemand den Titel gespielt. Wir bekommen sehr oft das Feedback, dass trotz geringerer Reichweite die Resonanz auf hearthis.at größer ist.
Wie technikbegeistert muss man sein, um so ein Projekt wie hearthis.at in Angriff zu nehmen?
Die technische Komponente ist ja nur das Werkzeug. Viel spannender sind die Möglichkeiten, die sich mit ein wenig technischer Begeisterung eröffnen.
Auf Hearthis dominieren die Farben rot und schwarz. Deine Lieblingsfarben?
Woher weißt du das?
Wie viel Stunden Internet pro Tag verordnest du dir selbst?
4 – 6 Stunden sind es leider schon.
Zeit wird bei dir mittlerweile große Mangelware sein. Was tust du, um abzuschalten?
Zeit mit der Familie und Freunden verbringen und ganz viel aufs Wasser schauen.
Wer abschaltet, schaltet auch wieder an. Was ist dein Motor, dass du dich jeden morgen wieder an den Rechner setzt?
Das Feedback der hearthis.at Nutzer. Eine bessere Motivation gibt es nicht.